Whisky: Kilchoman Vintage 2010


Mitglied seit 19.02.2005
5.405 Beiträge (ø0,77/Tag)

Liebe Whiskytrinker,

jedes Jahr bringt Kilchoman eine Vintage Edition heraus. Diese aus 2010 ist 9yo alt und kommt mit 48% daher, sie ist je nach Quelle in 30 oder 42 Bourbonfässern und 3 Oloroso Fässern bzw. dem Verhältnis 85/15 gereift.

Da das Reisen momentan nicht so einfach ist, hole ich das einfach per Geschmacksnotizen nach:

In der Nase strömt zuerst ein sehr angenehmer unheimlich getreidiger Duft hinauf. Direkt an dem Getreidefeld hängen die sonnengeküßten saftigen Zitronen im Baum. Darunter brutzelt jemand shortbreadmümmelnd an dem leicht glimmenden Torffeuer auf etwas Strandgut hockend saftige Pancakes in der buttrigen Pfanne.
In dem Moment rauscht jemand flink mit dem Wohnmobil vorbei, denn kurz pufft ein Hauch Diesel auf.

Am Gaumen laufen wir vom besagten Feuerchen direkt durch zu Port Ellen, dort legt nämlich gerade die Fähre ab und uns umweht eine angenehme leicht salzige und dezent dieselschwangere Meeresbrise, während wir shortbreadkauend mit einer milden Zigarre an der Reling stehen und neben uns jemand in eine Aprikose beißt.
Kurz habe ich den Verdacht, als seien noch andere Kräuter im Spiel, doch sie betten sich dann schön in einen langen angenehm cremigrauchigen Abgang ein und man schnappt sich noch schnell einen letzten Krümel Gebäck mit leichter Vanille und genießt den langen warmen Abgang und den gut eingebetteten Alkohol.

P. S. Mit den Zitronenbäumen ist natürlich eine absolut typische und alltägliche IslaySzenerie beschrieben. Alles klar?
Slainte.

Grüßle Whisky Kilchoman Vintage 2010 2710031266
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Werkelst Du gerne in der Küche oder am Handarbeitstisch, liebst es Geschenke zu machen und selbst welche zu bekommen? Tausche Dich mit uns aus im Basar der Köstlichkeiten. Hier fliegen die Kisten quer durch Deutschland und Nachbarländer.
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Gibt Dir das Leben einen Knuff, so weine keine Träne, lach Dir 'nen Ast und setz Dich druff und baumle mit die Beene! H. Zille
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Mitglied seit 27.10.2008
11.436 Beiträge (ø2,01/Tag)

Hi,

ich hab zwar diesen Kilchoman noch nicht getrunken, finde es aber sehr spannend, dass Dir bei diesem Whisky sowohl beim Nosing als auch am Gaumen "Diesel-Noten" aufgefallen sind... Ein gut spürbarer Hauch von Diesel (oder Petroleum, oder Benzin) hat mich bei den Kilchoman-Bottlings, die ich bislang in Glas hatte, nämlich eigentlich IMMER angesprungen - das scheint zum "Destillerie-Charakter" zu gehören...

Als Mezcal-Fan hab ich freilich nix gegen einen Hauch von Treibstoff... Derartige Aromen sind bei den rauchigen, handwerklich erzeugten Mezcales auf Basis von Espadin-Agaven auch weiter verbreitet und prominenter vorhanden als beim Whisky...

Vielleicht maischen die bei Kilchoman außer Gerste ja auch heimlich ein bisschen Schwertagave??? 😁

VG, turbot
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Mitglied seit 19.02.2005
5.405 Beiträge (ø0,77/Tag)

Ja, ich weiß was Du meinst, den Diesel hatte ich auch schon öfter bei Kilchoman.
Der vor Ort verkostete New Make hatte die Note gar nicht, das waren für mich eher viele saftige helle Früchte.
Bei den späteren Whiskies ist für mich oftmals zusätzlich ein sehr langer ausgewogener Raucheinfluss, der die anderen Aromen nicht unterdrückt, charakteristisch.

Grüßle Whisky Kilchoman Vintage 2010 2710031266
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Mitglied seit 03.03.2008
2.206 Beiträge (ø0,37/Tag)

Sehr spannend, wie immer.
Ich würde sehr gerne mal einen älteren Kilchoman verkosten, hatte aber noch nicht die Gelegenheit dazu.
Wie siehst du die längere Reifezeit im Gegensatz zu den bekannten jungen Malts von Kilchoman? Lässt sich das vergleichen in Punkto jugendliche Frische (auch gepaart mit mehr Ecken und Kanten) und einer runderen Sache beim älteren Whisky?
Beim kürzlich verkosteten Wee Beastie konnte ich das schon bemerken im Vergleich mit dem 10jährigen.
Geschadet hat es dem Kilchoman nicht, was ich deiner Beschreibung entnehmen kann.
Oder ist diese Vintage Edition überhaupt nicht vergleichbar mit den anderen der Range?
"Kilchoman-typische" Noten konnte ich durchaus lesen (Zitrone und ja, Diesel - hätte es nicht als das erkannt, weiß aber genau, was du meinst Na!).
Sláinte!
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Mitglied seit 19.02.2005
5.405 Beiträge (ø0,77/Tag)

Guten Morgen,

ja, die jugendliche Frische ist für mich weiterhin da, allerdings kommt der Tropfen insgesamt deutlich cremiger daher und bringt keine Grasigkeit oder pieksende Spitzen mit. Dabei verliert er nichts an seinen hellen, zugewandten Aromen. Der Rauch ist für mich auch bei den jüngeren Whiskies schon recht ausgewogen, so ist es auch hier, ohne dass er andere Aromen überlagert und auch kommt nicht zu viel Holz daher - wir reden natürlich immer noch von einem "erst" Neunjährigen.

Insgesamt sind Kilchoman für mich oftsmals sehr gut ausbalanciert, auch die jüngeren Whiskies haben keine metallischen (Fehl)noten oder unausgewogene Aromenprofile, was sich beim Vintage fortsetzt.
Die Vintagereihe generell passt für mich schon gut in die restliche Range. Sie hat ihren eigenen Charme, kommt dabei aber geschmacklich nicht völlig abwegig daher. Bin gespannt, wie sie sich die kommenden Jahre über entwickelt.

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Mitglied seit 03.03.2008
2.206 Beiträge (ø0,37/Tag)

Danke für die ausführliche Antwort :)

Genauso empfinde ich die Kilchomans, die ich kenne (Machir Bay am besten, den Coull Point und den Sanaig) auch.
Mein bester Freund (der auch dafür verantwortlich ist, das ich Malts mag) hat hin und wieder Probleme damit. Wird wohl der "Diesel" sein. Wir beide lieben rauchige Malts ...
Während ich das schreibe, nippe ich am Laphi 10, einer meiner absoluten Lieblinge Na!
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Mitglied seit 19.02.2005
5.405 Beiträge (ø0,77/Tag)

Der Laphi Ten war tatsächlich vor Unzeiten meine erste selbst gekaufte "große" Flasche 🙂 Ein immer wieder polarisierender aber für mich sehr leckerer Evergreen. Hast Du zufällig mal eine deutlich ältere Abfüllung davon im Glas gehabt? Die sind auch sehr, sehr nett.

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Mitglied seit 03.03.2008
2.206 Beiträge (ø0,37/Tag)

Die letzten 10 Jährigen Laphroaig's, die ich im Glas hatte, waren sicher eher jüngere Abfüllungen. Ist aber ein hochinteressantes Thema. Wir - mein Freund von "vorhin" und ich - sind oft beim Diskutieren:
Haben unsere "Standards" (Lagavulin 16, Laphroiag 10, Ardbeg 10) früher soviel anders geschmeckt oder haben sich nur unsere Geschmacksnerven im Laufe der Zeit an diese Rauchbomben "gewöhnt"?
Wir empfinden sie bei weitem nicht mehr so wuchtig wie in unserer "Anfangszeit". Die Wahrheit wird wohl irgendwo in der Mitte liegen (ich glaube, das beides zutrifft ...)
Ich find's aber bemerkenswert, das deine erste gekaufte Flasche der war. Eine heftige "Einstiegsdroge" ... ich kenne nicht wenige, die rauchige Malts mögen, aber den Laphroaig nicht "schaffen". Und einen, der rauchige nicht mag, aber den Laphi ...


Strange World ...
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