Gedichte und Sprüche vom 20. bis 26. Juni 2022

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Mitglied seit 24.07.2020
1.139 Beiträge (ø0,81/Tag)

Guten Morgen!

Ich hol' den blauen Mond für Dich -
Rio Reiser

Zwar nicht blau, aber leuchtend rot war der Mond letzte Woche zu sehen. Der treue Begleiter der Erde ist immer wieder für eine Überraschung gut. Um ihn geht es in dieser Woche.

Maimond

Maimond schwebt über dem Fluß
Und liegt mir glatt vor dem Fuß.
Das Wasser rückt nicht von der Stelle
Und lugt nur hinauf in die Helle.

Ich schau übers Flußbett hinüber –
Ein Lied schlägt die Brücke herüber.
Es lacht eine Nachtigall
Eine Brücke aus Freude und Schall.

Es regt sich der Nachtwind im Laub –
Es fiel ein Gedanke zum Staub –
Maimond aus vergangenen Jahren
Liegt streichelnd auf alternden Haaren.

Maimond zog mich hin mit Verzücken
Sacht über die singende Brücken,
Und jünger wurde mein Gang,
Solange die Nachtigall sang.

Max Dauthendey

Einen schönen Montag
Mizzi5B
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Mitglied seit 13.10.2011
13.497 Beiträge (ø2,92/Tag)

Schönen guten Morgen,

hach,..Rio.. ich liebe seine Texte.

Mondscheinlerchen

Von dem Lager heb' ich sacht
meine müden Glieder,
eine warme Sommernacht
draußen stärkt sich wieder.

Mondschein liegt um Meer und Land
dämmerig gebreitet,
in den weißen Dünensand
Well' auf Welle gleitet.

Unaufhörlich bläst das Meer
eherne Posaunen;
Roggenfelder, segenschwer,
leise wogend raunen.

Wiesenfläche, Feld und Hain
zaubereinsam schillern,
badend hoch im Mondenschein
Mondscheinlerchen trillern.

„Lerche, sprich, was singst du nur
um die Mitternachtsstunde?
Dämmer liegt auf Meer und Flur
und im Wiesengrunde.“

„Will ich meinen Lobgesang
halb zu Ende bringen,
muß ich tag- und nächtelang
singen, singen, singen!“

Gerhart Hauptmann


Da darf Beethoven nicht fehlen mit seiner Mondscheinsonate, finde ich... Beethoven - Moonlight Sonata

Schlaft gut, Meri
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Mitglied seit 24.07.2019
4.532 Beiträge (ø2,55/Tag)

Guten Morgen allerseits,

An den Mond

Mond, du treuer Gefährte,
still steigst am Himmel du auf,
den ich seit Wochen entbehrte,
hell beginnst du den Lauf.

Noch liegt Abglanz des Tages,
Abschied auf Feldern und Flur,
doch dein Silber vermag es
zu leuchten in nächtlicher Spur.

Schon deckt Wiesen und Wälder
flimmerndes, schimmerndes Licht,
Sterne sind glitzernde Melder
in Himmels dunklem Gesicht.

Wie von den Bäumen getragen
flammt deine Ampel uns auf,
wie aus Märchen und Sagen
steigt des Gestirnes Lauf.

Über dem Wipfel der Kiefer
stehst du heilig und hehr,
Wolken streifen dich tiefer
wie Wogen ein Schiff auf dem Meer.

Tauchst in himmlische Strahlen
ganz nun die Landschaft hinein,
in die Dunkelheit malen
neue Farben sie ein.

Nachts lockt golden dein Auge
magisch, o Mond, uns an:
fragt, wer im Dunkel des Lebens
gleich dir so leuchten kann!

Alfred Biehler

L. Gr.
Pampelmousse
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Mitglied seit 09.01.2009
19.468 Beiträge (ø3,46/Tag)

Guten Morgen zusammen,


Der Mond

Guten Abend, du Rundgesicht,
Hüter der weidenden Sterne,
Nächtlicher Langfinger Arbeitslicht,
Heimlicher Liebe Laterne!

Hast mir so oft zum Stelldichein
Still und verschwiegen geleuchtet,
Sahest mit himmlischer Milde drein,
Wenn ich dir reuig gebeichtet.

Habe an dir in Gram und Leid
Stets einen Tröster gefunden,
Oft auch bist du zur rechten Zeit
Hinter den Wolken verschwunden.

Gälte ich etwas bei dem, der thront
Über den rollenden Welten,
Wollt' ich dir gerne, du treuer Mond,
All' deine Dienste vergelten.

Über den Mond ein Lächeln ging,
Leise hat's mir geklungen:
Willst du mir danken, o Dichterling,
Lasse mich unbesungen.

Rudolf Baumbach



Lieben Gruß, Alex
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Mitglied seit 24.07.2019
4.532 Beiträge (ø2,55/Tag)

Guten Abend,


An den Mond

Silbermond mit bleichen Strahlen
pflegst du Wald und Feld zu malen,
gibst den Bergen, gibst den Talen
der Empfindung Seufzer ein.

Sei Vertrauter meiner Schmerzen,
Segler in der Lüfte See:
Sag' ihr, die ich trag' im Herzen,
wie mich tötet Liebesweh.

Sag' ihr, über tausend Meilen
sehne sich mein Herz nach ihr.
»Keine Ferne kann es heilen,
nur ein holder Blick von dir.«

Sag' ihr, daß zu Tod getroffen
diese Hülle bald zerfällt;
nur ein schmeichlerisches Hoffen
sei's, das sie zusammenhält.

Karl Simrock

L. Gr.
Pampelmousse
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Mitglied seit 24.07.2020
1.139 Beiträge (ø0,81/Tag)

Hallo!

Mondaufgang

Es drang ein Rauschen grüßend aus der Ferne,
Von Blütenträumen war die Nacht gewiegt,
Und auf den Wäldern lagen tausend Sterne,
Wie Silberschmuck auf jungen Locken liegt.
Und meine Sehnsucht spannte ihre Flügel
Und flog empor - und wußte nicht, wohin:
Mit Lächeln auf dem schönsten Rosenhügel
Erschien die stille, blasse Trösterin.

Hans Bethge


Es ließe sich doch bestimmt eine aktuelle Liste erstellen ...

Die Reise nach dem Mond

Die pariser Wochenschrift Cyrano fragt: »Welche vierzig berühmten Franzosen würden Sie auf eine Reise nach dem Mond mitnehmen, und welche zwanzig würden Sie oben lassen?«

Anstandshalber kann ich an dieser Ausschreibung nicht teilnehmen. Preise ... ? Ich habe mit perpetuierlichem Landesverrat mein gutes Auskommen – so habe ich erst jüngst an die französische Regierung eine vollständige Liste aller republikanischen Reichswehroffiziere verkauft, leider ist das Zettelchen verlorengegangen –; außerdem steht es mir nicht wohl an, den Franzosen im Mondschein zu begegnen.

Für deutsche Verhältnisse schlage ich die folgende Platzverteilung auf dem Mondschiff vor, wobei eine gewisse Rangordnung den heimischen Belangen entsprechen dürfte. Die einzelnen Gruppen sind in je einem Abteil untergebracht:
Literatur
Hedwig Courths-Mahler
Friedrich, August von Sachsen
Thomas Mann honoris causa
Alfred Holzbock gratis causa
Politik
Moritz Graf Reventlow
Rudolf Breitscheid
Georg Gothein
Der gleichfalls verstorbene Abgeordnete Kopsch
Militär
Stubenältester: Posten unbesetzt, Träger zur Zeit zur Republik abkommandiert
Stellvertreter: Seeckt
Leutnant du jour (et de la nuit): Wilhelm Oels
Stubendienst: Geßler
Theater
Herr Professor Robert
Herr Professor Saltenburg
Herr Professor Herrnfeld
Herr Professor James Klein
Gepäck in der Konkursmasse

Die Abfahrt des Mondschiffes gestaltete sich zu einem gesellschaftlichen Ereignis erster Ordnung. Man bemerkte u. a. den chinesischen Gesandten sowie Klabund selbst; Frau Kathinka Oheimb, mit dem kleinen Otto; Herrn Wendriner; den Portier des Berliner Theaters, der infolge der ungewohnten Menschenansammlung einen Nervenschock erlitt; sowie den deutschen Schwergewichtsmeister Emil Jannings.

Als das Kommando »Los!« ertönte, blieb das Luftschiff stehen, da der Ballonmeister am Steuer der Demokratischen Partei angehörte und sich nicht entschließen konnte, nach rechts oder nach links zu fahren. Erst als die Schupobeamten weit zurückgetreten waren, wickelte sich der Verkehr glatt ab.

Die Installierung der Fahrtteilnehmer auf dem Trabanten scheiterte an dem einmütigen Widerstand der Mondbewohner.

Kaspar Hauser

Viele Grüße
Mizzi5B
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Mitglied seit 09.01.2009
19.468 Beiträge (ø3,46/Tag)

Guten Morgen zusammen,

"Die Reise nach dem Mond" ist wieder mal ein Volltreffer von Tucho. Danke dafür Mizzi!


An den Mond

Nun kommst du, lieber Mondenschein,
Mit deiner weißen Hand,
Und schlingst um Tal und Flug und Hain
Dein leuchtend Silberband.
Da steigt die lose Nixenschar
Aus dem kristallnen Haus,
Und wäscht ihr langes Seidenhaar
In deinem Schimmer aus.

Wohl kommst du deiner Schwester nicht
An Liebesblicken gleich,
Doch ist dein edles Angesicht
An Schönheit überreich.
Es kann in deine Augen tief
Ein jeder gerne schau’n,
Und, was geheim im Herzen schlief,
Dir können wir’s vertrau’n.

Du plauderst keine Bitte aus,
Du lächelst nur dazu,
Du ziehest hin von Haus zu Haus,
Bringst allen süße Ruh‘.
Auch wenn wir schlafen, bist du wach,
Schleichst in den kleinsten Raum.
Und trägst in deinem Mantel nach
So manchen Wonnetraum.

Drum lieb‘ ich dich, du Mondenschein,
So über alles sehr,
Du schwimmst am Himmel still und rein
Und, wenn mein letzter Abend naht,
Vollendet ist mein Lauf.
Dann nimm du, treuer Kamerad,
Mich in den Schiffchen auf.

Johanna Ambrosius



Lieben Gruß, Alex
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Mitglied seit 24.07.2019
4.532 Beiträge (ø2,55/Tag)

Guten Morgen miteinander,

An den Mond

O Mond, lass du die Menschen
Doch reden immerdar
Und forschen, zweifeln, grübeln,
Was falsch an dir, was wahr.

Lass du mit Teleskopen
Betrachten dich genau,
Und diene ihren Augen
Zu zweifelsvoller Schau,

Sie zögen gar zu gerne
Zur Erde dich herab
Und nähmen dir den Schleier,
Den Nebelschleier ab,

Sie frügen gar zu gerne dich:
„Woher, wohin, wieso?
Ob Seen du und Flüsse hast,
Wie hoch dein Berg-Plateau?“

Mir aber, trauter, lieber Freund,
Mir bist du stets genug.
Folg’ du in Silberstrahlen nur
Der dunklen Erde Zug,

Senk’ du in blaue Fluten nur
Dein süß-bezaubernd Licht,
Dein träumerisches Leuchten, —
siein, mehr verlang’ ich nicht.

Hugo Lissauer

L. Gr.
Pampelmousse
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Mitglied seit 24.07.2020
1.139 Beiträge (ø0,81/Tag)

Hallo!

Alex, sehr gerne! 🤗

Mondnacht

Weg in den Garten, tief wie ein langes Getränke,
leise im weichen Gezweig ein entgehender Schwung.
Oh und der Mond, der Mond, fast blühen die Bänke
von seiner zögernden Näherung.

Stille, wie drängt sie. Bist du jetzt oben erwacht?
Sternig und fühlend steht dir das Fenster entgegen.
Hände der Winde verlegen
an dein nahes Gesicht die entlegenste Nacht.

Rainer Maria Rilke.


Bedächtig

Ich ging zur Bahn. Der Abendzug
Kam erst um halber zehn.
Wer zeitig geht, der handelt klug,
Er kann gemütlich gehn.

Der Frühling war so warm und mild,
Ich ging wie neubelebt,
Zumal ein wertes Frauenbild
Mir vor der Seele schwebt.

Daß ich sie heut noch sehen soll,
Daß sie gewiß noch wach,
Davon ist mir das Herz so voll,
Ich steh' und denke nach.

Ein Häslein, das vorüberstiebt,
Ermahnt' ich: »Laß dir Zeit!
Ein guter Mensch, der glücklich liebt,
Tut keinem was zuleid.«

Von ferne aus dem Wiesenteich
Erklang der Frösche Chor,
Und überm Walde stieg zugleich
Der goldne Mond empor.

»Da bist du ja, ich grüße dich,
Du traulicher Kumpan.
Bedächtig wandelst du wie ich
Dahin auf deiner Bahn.«

Dies lenkte meinen Denkersinn
Auf den Geschäftsverlauf;
Ich überschlug mir den Gewinn.
Das hielt mich etwas auf.

Doch horch, da ist die Nachtigall,
Sie flötet wunderschön.
Ich flöte selbst mit sanftem Schall
Und bleib ein wenig stehn.

Und flötend kam ich zur Station,
Wie das bei mir Gebrauch.
O weh, was ist das für ein Ton?
Der Zug, der flötet auch.

Dort saust er hin. Ich stand versteint.
Dann sah ich nach der Uhr
Wie jeder, der zu spät erscheint.
So will es die Natur.

Wilhelm Busch

Viele Grüße
Mizzi5B
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Mitglied seit 09.01.2009
19.468 Beiträge (ø3,46/Tag)

Guten Morgen zusammen,


Mondlicht

Wie liegt im Mondenlichte
Begraben nun die Welt;
Wie selig ist der Friede,
Der sie umfangen hält!

Die Winde müssen schweigen,
So sanft ist dieser Schein;
Sie säuseln nur und weben
Und schlafen endlich ein.

Und was in Tagesgluten
Zur Blüte nicht erwacht,
Es öffnet seine Kelche
Und duftet in die Nacht.

Wie bin ich solchen Friedens
Seit lange nicht gewohnt!
Sei du in meinem Leben
Der liebevolle Mond!

Theodor Storm


Lieben Gruß, Alex
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Mitglied seit 24.07.2019
4.532 Beiträge (ø2,55/Tag)

Guten Morgen allerseits,

Der Mond

Gestirn der Trauer, liebliche Schutzgottheit
Gestürzter Tempel, du der Ruinenwelt
Schwermüth'ge Freundin, wie zur Heimath
Hast du erkoren die stille Roma!

Du selbst ja gleichst ihr: wie du dein heilig Licht
Der Sonne dankst, der untergegangenen,
So dankt auch sie die ew'ge Hoheit
Ihrer entflohenen Herrschersonne.

Wo auch herab sich senke dein milder Blick,
Ob auf die öden Mauern, wo einsam sich
Die Straße windet und zuweilen
Epheubewachsene Gräber düstern,

Ob auf Kapellen, schweigende Klöster auch,
Die halb aus vollen Büschen und Gärten sich
Im Schattendach der Pinie heben,
Halb sich im üpp'gen Gewächs verbergen,

Ob in des Tibers schicksalgeweihte Fluth,
Wo sich des Fischers Netz in die Wasser taucht,
Und Brück' und Insel und der Besta
Trauernder Tempel der Erd' entsteigen;

Stets blickst mit gleicher Liebe dein Rom du an,
Und unaussprechlich finster erhaben ruht's,
Mit Trümmern und Cypressenhügeln
Dämmernd in Mondlicht und Todtenstille.

So oft in tiefen Schauern durchwandl' ich noch
Die hohen Stätten, und die Allee entlang
Lenk' ich den Tritt, wo einst der heil'ge
Weg an den Tempeln vorüberführte.

Dann harr' ich, bis die Glock' auf dem Capitol
Die ernste Stund' ankündigt der Mitternacht,
Ein dumpfer Klang und plötzlich wieder
Schweiget die Welt und ihr off'nes Grab hier.

Dir dann, du schmachtend Auge der Nacht, o Mond,
Dir blick' ich träumend wieder von neuem zu,
Die Wolken seh' ich um dich wandeln,
All', wie sie kommen, wie sie verschwinden.

Oft bist du klar, sanft lächelnde Freundin Roms!
Oft aber gleich den Schatten des Schicksals, gleich
Den Völkerstürmen und den Schrecken,
Die einst gewüthet an Roma's Himmel,

Bedeckt dein Antlitz fliegend Gewölk, und schwarz
Entragt der Siegesbogen des Abgrunds Grau'n,
Und selbst des Donn'rers Säulentempel
Schwindet in Dämm'rung am Capitole.

Und stumm seh' ich die mächtigen Treppen an,
Die nun urplötzlich wieder der Vollmond hellt,
Und starre hin, und lausch' und horche,
Ob wohl nicht Cäsar heruntersteige.

Und einsmals aus dem buschigen Palatin,
Dem trümmerschwarzen, klagt' eine Nachtigall
In all' die Nacht, in all' die Stille,
Klagte vielleicht von der goldnen Vorzeit.

Wilhelm Friedrich Waiblinger

L. Gr.
Pampelmousse
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Mitglied seit 24.07.2020
1.139 Beiträge (ø0,81/Tag)

Hallo!

Bei Nacht

Weit über Prag ist riesengroß
der Kelch der Nacht schon aufgegangen;
der Sonnenfalter barg sein Prangen
in ihrem kühlen Blütenschooß.

Hoch grinst der Mond, der schlaue Gnom,
und neckend streut er das Gesträhne
der weißen Silberhobelspäne
hernieder in den Moldaustrom.

Da plötzlich, wie beleidigt, hat
zurückgerufen er die Strahlen,
weil er gewahr ward des Rivalen:
der Turmuhr helles Stundenblatt.

Rainer Maria Rilke


Ich mag diesen blassen fetten Mond nicht: wahrlich, ich fand ihn noch immer nicht den „Mann” im Monde. Ein Mönch ist er mir nur, ein feuchtwangiger, ein lüsterner: lüstern schleicht er um alle dunklen Ecken und blickt in halb geschlossene Fenster - er, der eifersüchtigste aller Kater, die Nachts über Dächer wandeln! Auf alle Liebenden ist er eifersüchtig, der blasse fette Mönch im Monde!

Nacht ist’s: wieder über den Dächern
Wandelt des Mondes feistes Antlitz.
Er, der eifersüchtigste aller Kater,
Allen Liebenden blickt er eifersüchtig
Dieser blasse fette „Mann im Monde.”
Lüstern schleicht er um alle dunklen Ecken,
Lehnt sich breit an halbverschlossene Fenster,
Einem lüsternen fetten Mönche gleich, geht
Frech er Nachts auf verbotenen Wegen.

Friedrich Nietzsche

Viele Grüße
Mizzi5B
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Mitglied seit 09.01.2009
19.468 Beiträge (ø3,46/Tag)

Guten Morgen zusammen,


Der Säufer an den Vollmond

Warum mein lieber Mond, sieht Er
So hoch und kalt auf mich daher?
Doch wol nicht seiner Völle wegen?
O da bin ich ihm überlegen:
Denn Er, mein lieber, weiß Er wol?
Ist Einmal nur im Monat voll!
Heinrich Christian Boie


Der Klügere

Da bist auch du ja wieder, alter Mond ... und lachst
wie damals,
da du uns im Boot ertapptest, draußen auf den stillen Wassern, und da wir uns
ins Abendrot verirrt hätten ... wenn du nicht plötzlich hinter uns gewesen ...
alter mißgünstiger Gesell du!
ewig allein und einsam!

Freilich ...
so allein und einsam bin ich ja nun auch!
und wenn ichs recht bedenke,
möchte ich eigentlich nur: es könnte mir alles auch so ... wurst sein,
was auf dieser Welt vorgeht, wie dir ...
alter lieber, kluger Mond!
Cäsar Flaischlen


Lieben Gruß, Alex
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Mitglied seit 24.07.2019
4.532 Beiträge (ø2,55/Tag)

Guten Morgen miteinander,

Der Mond

Das ist der alte Mond, mein Bube,
Der läuft schon manche graue Nacht
Dort oben um die Himmelsstube,
Und hält auf Ruh' und Ordnung acht.
Mit seinen Augen wacht er,
Mit seinem Munde lacht er,
Und spitzt die kleinen gelben Ohren,
Dass ihm kein Schnäufchen geht verloren.

Er sieht sein Bild in tausend Bronnen
Und sagt: „Noch immer bin ich schön!
Ich dürfte wohl mit Jungfer Sonne
Am Tage durch die Lande gehn.
Doch machte sie mich schwitzen
Mit ihren großen Hitzen,
Viel lieber jenem Sternenkinde
Geb' ich ein Küsschen jetzt geschwinde."

Er schleckt den Mund: „Das war ein Schmausen,
Wie diese Lippe rein und rot
Mir halb mit Lust und halb mit Grausen
Ihr erstes scheues Küsslein bot
Und fragt', ob's niemand sehe,
Und keinem täte wehe,
Dann floh in dunkle Wolkengassen! —
Das wird man später bleiben lassen."

Ein Späßchen ist im Amt zu dulden,
Nun aber rümpft er das Gesicht.
Tanzen in jenen Nebelmulden
Zwei Engelchen im Hemde nicht?
Doch wie sie nach den Zehen
Ihr feines Näschen drehen,
Da hat schon jedes schwipps und schwapps
Am hintern Bäcklein einen Klaps.
Sankt Peter aber, der am Tore
In seinem warmen Sessel schlief,
Den zupft er mit Respekt am Ohre:
„Herr Heiliger, schlaft nicht so tief!
Grad sah ich überm Hügel
Des Teufels schwarzen Flügel;
Weiß niemand, wie man sich muss sorgen
Durch alle Nacht zum späten Morgen."

Doch bei der ersten Tageshelle
Vollendet er den letzten Schritt,
Just wie die Sonne von der Schwelle
Mit ihrer goldnen Schleppe tritt.
„Ei, Vetter, fromme Ruhe!"
„Ei, Base, gute Schuhe!"
Dann brummt er drohend aus der Decke:
„Dass man mich nicht vor Abend wecke!"

Heinrich Federer

L. Gr.
Pampelmousse
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Mitglied seit 24.07.2020
1.139 Beiträge (ø0,81/Tag)

Hallo!

Das hat die Sommernacht gethan

Die Nacht ist keines Menschen Freund -
Was flüsterst du von Treue?
Der Mond verblaßt, der Morgen graut ...
Am Bette sitzt die Reue.

Die Reue ist ein häßlich Weib
Und möcht' mich wohl verderben -
Reiß mir das Herz nicht aus dem Leib,
Ich will ja noch nicht sterben.

Mein Blut ist heiß, dein Mund so süß ...
O Gott, wie kannst du küssen!
Das hat die Sommernacht gethan,
Daß wir versinken müssen.

Anna Ritter


Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen

Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen,
In diesem Hause wohnte mein Schatz;
Sie hat schon längst die Stadt verlassen,
Doch steht noch das Haus auf demselben Platz.

Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe,
Und ringt die Hände, vor Schmerzensgewalt;
Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe, –
Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt.

Du Doppeltgänger! du bleicher Geselle!
Was äffst du nach mein Liebesleid,
Das mich gequält auf dieser Stelle,
So manche Nacht, in alter Zeit?

Heinrich Heine

Viele Grüße
Mizzi5B
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