Mitglied seit 24.07.2020
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Wenn jemand eine Reise tut so kann er was erzählen, drum nehm ich meinen Stock und Hut und tät das Reisen wählen. Matthias Claudius Ab in den Urlaub! Ferien, Reisen, Sommerfrische. Darum geht es in dieser Woche. Die Kunst, richtig zu reisen Entwirf deinen Reiseplan im großen – und laß dich im einzelnen von der bunten Stunde treiben. Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt – sieh sie dir an. Niemand hat heute ein so vollkommenes Weltbild, daß er alles verstehen und würdigen kann: hab den Mut, zu sagen, daß du von einer Sache nichts verstehst. Nimm die kleinen Schwierigkeiten der Reise nicht so wichtig; bleibst du einmal auf einer Zwischenstation sitzen, dann freu dich, daß du am Leben bist, sieh dir die Hühner an und die ernsthaften Ziegen, und mach einen kleinen Schwatz mit dem Mann im Zigarrenladen. Entspanne dich. Laß das Steuer los. Trudele durch die Welt. Sie ist so schön: gib dich ihr hin, und sie wird sich dir geben. · Peter Panter Wer mag: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/rire1897_1898/0492/image,info Schönen Montag! Mizzi5B |
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Guten Morgen zusammen,
ich verrreise diese Woche gerne mit Euch! Allerdings: Reisende, meidet Bayern! Die Verfassung sieht zwar die Deutsche Republik als ein einheitliches Gebiet an – aber die bayerische Polizei kümmert das einen Schmarrn. Sie verhängt über die Zureisenden Verordnungen und Strafen, schreibt den Reisenden eine Meldefrist vor, verlangt Einreisebewilligungen, die schwerer zu haben sind als ein Paß nach Nikaragua, und schikaniert Deutsche in der unerhörtesten Weise. Wer nicht einen nationalen Bierbauch bayerischer Provenienz hat, ist ein ›Fremder‹. Der münchner Polizeipräsident Poehner mißbraucht die bestehenden, zu Unrecht bestehenden Verordnungen zu politischen Schikanen – kurz: der nichtbayerische Reisende ist den Quälereien einer größenwahnsinnigen Partikularistenblase ausgesetzt. Dagegen gibt es eine Waffe. Fahrt nicht nach Bayern –! Ein nicht eben kleiner Teil, besonders des südlichen Bayern, lebt von den Fremden. Wenn nun auch die Besitzer der großen Hotels in Garmisch oder Tegernsee selbstverständlich dafür sorgen, dass – durch Schiebungen bei den Gemeindevorständen – die großen Zahler unbehelligt bleiben: es widerspricht den Begriffen von Anständigkeit, wenn diese lächerliche Kahr-Regierung ihre Verfügungen bis nach Berlin heraufsendet, Papiere und Formulare vorschreibt und die Reisenden wie Kontrollmädchen dauernd unter Aufsicht hält. Warum fahrt ihr hin? Um euch belästigen zu lassen? Schon hat sich der münchner Fremdenverein gegen diesen Unfug gewandt. Wir Norddeutsche haben es in der Hand, die bayerische Regierung zu belehren, dass sie nicht in Ungarn wirtschaftet. Denn in diesem Punkt sind auch die Bauern empfindlich – wenn sie merken, dass es an den Geldbeutel geht, werden sie tücksch. Weshalb fahrt ihr noch nach Bayern? Es gibt andre schöne Landstriche Deutschlands, deren Verwaltungen den Reisenden das Leben minder sauer machen. Es gibt in Schlesien, im Norden, im Westen genug landschaftliche Schönheiten. Von Österreich und Tirol zu schweigen, wo die Valuta für uns günstig ist. Bayern hat kein Monopol. Niemand von uns hat den Bayern verargt, dass sie sich dagegen schützen, von norddeutschen Schiebern ausgekauft zu werden. Davon ist hier aber nicht die Rede. Was da unten verübt wird, ist klarer Preußenhaß der dümmsten und politische Eisenstirnigkeit der schlimmsten Sorte. Aber brauchen wir das Land –? Fahrt nicht mehr nach Bayern, wenn man euch schikaniert! Boykottiert es. Und wenn ihr schon eine längere Reise macht, dann fahrt nach Italien. Der Stand der Münze ist dort nicht allzu hoch, die Reise ist nur ein wenig teurer, und die Menschen und ihre Beamten behandeln euch anständig und höflich. Und besser als der bayerische Bundesstaat. Wollt ihr euer Geld Leuten in den Rachen werfen, die euch belästigen? Ignaz Wrobel Lieben Gruß, Alex |
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Mitglied seit 24.07.2019
4.532 Beiträge (ø2,55/Tag)
Guten Morgen allerseits,
Reisen Reisen soll ich, Freunde! reisen, Lüften soll ich mir die Brust? Aus des Tagwerks engen Gleisen Lockt ihr mich zu Wanderlust? Und doch hab ich tiefer eben In die Heimat mich versenkt, Fühle mich, ihr hingegeben, Freier, reicher, als ihr denkt. Nie erschöpf ich diese Wege, Nie ergründ ich dieses Tal, Und die altbetretnen Stege Rühren neu mich jedesmal; Öfters, wenn ich selbst mir sage, Wie der Pfad doch einsam sei, Streifen hier am lichten Tage Teure Schatten mir vorbei. Wann die Sonne fährt von hinnen, Kennt mein Herz noch keine Ruh, Eilt mit ihr von Bergeszinnen Fabelhaften Inseln zu; Tauchen dann hervor die Sterne, Drängt es mächtig mich hinan, Und in immer tiefre Ferne Zieh ich helle Götterbahn. Alt' und neue Jugendträume, Zukunft und Vergangenheit, Uferlose Himmelsräume Sind mir stündlich hier bereit. Darum, Freunde! will ich reisen; Weiset Straße mir und Ziel! In der Heimat stillen Kreisen Schwärmt das Herz doch allzuviel. Ludwig Uhland Gute Reise! Pampelmousse |
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Mitglied seit 24.07.2020
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Hallo!
Alex , Pampelmousse, schön zusammen zu reisen! Bayern wird umschifft ... Reisegeldgedicht Es gibt der Worte nicht genug, Um Heim und Heimat laut zu preisen. Um zehn Uhr vierzig geht mein Zug. Adieu! Adieu! Ich muß verreisen. Mein Reisekoffer, frisch entstaubt, Folgt seiner Sehnsucht in die Weite Und hat mir freundschaftlich erlaubt, Daß ich ihn unterwegs begleite. Und Sehnsucht, Kohle und Benzin Soll uns recht fern durch Fremdes treiben, Damit wir denen, die wir fliehn, Recht frohe Ansichtskarten schreiben. Auf Wiedersehn! Ich reise fort. Mein Reisekoffer sucht andres, andre. Bis ich erkenne: Hier ist dort Und neu vergnügt nach Hause wandre. Joachim Ringelnatz Meinem Koffer Stämmiger Gesell Meiner Wanderfahrt, Dessen rostbraun Fell All mein Gut bewahrt! In mein Wappen tu Ich dein Bild hinein Und ein Spind wie du Sei mein letzter Schrein. In der Ecke dort Ist dein Aufenthalt, Nimmer sollst du fort Auf den Speicher kalt. Gerne dann und wann Ruh' ich auf dir aus, Fühle stark: Wohlan, Hier bin ich zu Haus. Bis der Traum mich dir Enger noch gesellt, Und dann fliegen wir Über alle Welt. Christian Morgenstern Wer mag: gegen abend gerieten wir - Frank Schmitter https://www.vormbaum.net/index.php/gedichte/394 Viele Grüße Mizzi5B |
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Mitglied seit 24.07.2019
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Guten Morgen allerseits,
Mizzi Reisen zum Zeitvertreib Ich habe von mir gestoßen Ein liebes, ein schreckliches Weib: Jetzt will ich auf Reisen gehen Zum lustigen Zeitvertreib. Besteig' ich dann ragende Berge, So denk' ich zum Zeitvertreib: Noch kühner war und noch schroffer Als diese Felsen, mein Weib. Und wenn auf den Felsen springen Die Gemsen zum Zeitvertreib, So denk' ich: so schlank gewachsen, So hurtig war auch mein Weib. Und hör' ich im dunkeln Walde Der Nachtigallen Gesang, So denk' ich, wie ihre Stimme Noch tiefer zum Herren drang. Seh' ich hier kreisende Geier, Dort zärtlicher Tauben scherz: So fällt mir ihr süßes Kosen, Ihr scharfes Hacken auf's Herz. Und find' ich bei lieblichen Mädchen Beglückenden Zeitvertreib: So innig beglückt mich Reine, Wie du, mein schreckliches Weib. Und ewig so im Entfliehen Muss ich dir folgen, o Weib! Wohlan, so werd' ich am Ende Noch sterben zum Zeitvertreib. David Friedrich Strauss L. Gr. Pampelmousse |
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Mitglied seit 09.01.2009
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Guten Morgen zusammen,
Mizzi, einverstanden – Hurra! – Ferien –! Hast du dies Buch in deiner Hand: Hurra! dann gehts ins Ferienland! Endlich mal raus aus den staubigen Straßen – endlich die Schule hinter sich lassen – endlich mal raus aus dem Großstadtgeschrei – hinein in die Ferien! – Seid ihr dabei? Hinaus in die Berge, zum Strand, hinaus ... ! Und so sieht der Tag der Abreise aus: Morgens um sechs schrillt der Wecker durchs Haus: »Raus aus den Betten – Rauauauau-aus!« Und jetzt geht aber ein Gelaufe los, ein Getrappel und Geschnaufe, denn jeder will der erste sein: und Lucie fällt in die Badewanne rein, und Hans will den Papagei mitnehmen, und heult – – »Du sollst dich wirklich was schämen!« Und Grete hat mit Frollein Krach – und die lieben Eltern ... ? Ach, die –! – – Mama muß sich um alles kümmern – das Telefon klingelt, die Kinder wimmern – Mama packt und ordnet und zählt und paßt auf, dass für unterwegs auch nichts fehlt. Und belegt die Brote und umwickelt die Bücher und faltet die Hemden und rollt die Tücher – und Papa indessen in guter Ruh sitzt auf dem Koffer, denn der geht nicht zu. Anna, das Mädchen, geht allen zur Hand ... Und Flops, der Hund, bellt wie nicht bei Verstand – Und Lucie will den Baukasten mit den Steinen mitnehmen und fängt deshalb an zu weinen – – Und Hans hat Angst, den Zug zu versäumen, Und Grete will die Puppenstube ausräumen ... Und Papa indessen in guter Ruh sitzt auf dem Koffer, denn der geht noch immer nicht zu. Acht Uhr fünf! Es ist höchste Eisenbahn! »Ist das Auto schon da?« – »Tritt nicht in das Porzellan!« Flops heult – ihm trat einer auf den Schwanz ... Und Papa indessen in guter Ruh freut sich: denn nun ist der Koffer zu –! Uff! Nun sitzen sie alle im Wagen! Anna! Grete! Lucie! Hans! »Was wollt ich denn dem Mädchen noch sagen?« Lucie will wissen, wie lange wir fahren – Hans zieht grad Greten an den Haaren – Im Kopf der Mama fällt indessen eine Klappe herunter: »Zurück! Wir haben die Schlüssel vergessen!« Alle sind mächtig aufgeregt – Wohin hat Mama die Schlüssel gelegt –? Als sie zurück in die Wohnung kommen, da hat keiner die Schlüssel weggenommen – die liegen brav auf dem Stuhl – aber auf dem Tisch tanzt Anna, das Mädchen, mit einem Flederwisch zum Grammophon – und vor Schreck wird sie weiß wie eine Lilie ... Und es stürzt wieder herunter die ganze Familie! Hin zum Bahnhof. Drei Minuten sind noch Zeit! Ist das große Gepäck in Sicherheit? »Seid ihr alle da?« – »Sind die Kinder drin?« »Bedaure, mein Herr, hier kann keiner mehr rin.« »Mutti, haben wir auch nicht die Thermosflasche vergessen?« »Aber Hans, denk doch nicht schon wieder an Trinken und Essen!« »Erst mal zählen: eins, zwei, drei, vier, fünf Mann!« Achtung, es pfeift! Der Zug rückt an. Hurra – Ferien! schreien die Kinder alle drei! Hurra – Ferien! – und von dem Kindergeschrei: Hurra – Ferien! vergessen Mama und Papa alle Mühn – – Und hunderttausend vergnügte Kinder ziehen aus Magdeburg und Stettin und Berlin in die – Hurra! – Ferien –! Theobald Tiger (Beitrag für: Hurra Ferien! Ein Reisebuch für unsere Jugend.) Lieben Gruß, Alex |
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Mitglied seit 24.07.2020
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Hallo!
Der kürzeste Weg zu sich selbst führt um die Welt herum. Hermann Graf Keyserling Einladung zur Reise Meine schwester mein kind! Denk dir wie lind Wär es dorthin zu entweichen! Liebend nur sehn · Liebend vergehn In ländern die dir gleichen! Der sonnen feucht Verhülltes geleucht Die mir so rätselhaft scheinen Wie selber du bist Wie dein auge voll list Das glitzert mitten im weinen. Dort wo alles friedlich lacht – Lust und heiterkeit und pracht. Die möbel geziert Durch die jahre poliert Ständen in deinem zimmer Und blumen zart Von seltenster art In ambraduft und flimmer. Die decken weit Die spiegel breit In Ostens prunkgemache Sie redeten dir Geheimnisvoll hier Die süsse heimatsprache. Dort wo alles friedlich lacht – Lust und heiterkeit und pracht. Sieh im kanal Der schiffe zahl Mit schweifenden gelüsten! Sie kämen dir her Aufs kleinste begehr Von noch so entlegenen küsten. Der sonne glut Ersterbend ruht Auf fluss und stadt und die ganze Welt sich umspinnt Mit gold und jazint Entschlummernd in tief-warmem glanze. Dort wo alles friedlich lacht – Lust und heiterkeit und pracht. Stefan George: Baudelaire. Viele Grüße Mizzi5B |
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Mitglied seit 09.01.2009
19.468 Beiträge (ø3,46/Tag)
Guten Morgen zusammen,
Auf dem Strome Am Himmel der Wolken erdunkelnder Kranz. Auf schauerndem Strome metallischer Glanz. Die Wälder zu seiten so finster und tot. Und in flüsterndem Gleiten vorüber mein Boot ... Ein Schrei aus der Ferne – dann still wie zuvor. Wie weit sich von Menschen mein Leben verlor! ... Eine Welle läuft leise schon lang nebenher, sie denkt wohl, ich reise hinunter zum Meer ... Ja, ich reise, ich reise, weiß selbst nicht, wohin. Immer weiter und weiter verlockt mich mein Sinn. Schon kündet ein Schimmer vom morgenden Rot, – und ich treibe noch immer im flüsternden Boot. Christian Morgenstern Lieben Gruß, Alex |
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Mitglied seit 24.07.2019
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Guten Morgen miteinander,
Der Falter auf Reisen Dem Falter, den des Schicksals Hand Geführt in stilles Gartenland, Sagt eines Tags die stumpfe Ruh' Des Gartenlebens nicht mehr zu. „Die Landluft tut mir gar nicht gut," Sprach er „zu träge wird mein Blut, Mir fehlt der freie, leichte Schwung, Ich brauche Luftveränderung. Die Welt ist hier so eng umzogen, Man hat sie gar zu schnell durchflogen. Auch die Bewohner sind beschränkt, Ein Plebs, der nur an Arbeit denkt; Die brummigen, verbissenen Fliegen Mit ihren ewigen Intrigen, Die Käfer, die im staube laufen Und sich um jeden Grashalm raufen, Und was noch sonst um Busch und Blatt — Ich hab' sie alle gründlich satt Und sehne mich nach höh'rer Sphäre, Nach einem feineren Verkehre, Und will zu diesem Zwecke eben Mich heut noch an die See begeben. Dort, wie bekannt, trifft man in Massen Die vornehmsten Insektenklassen." — Und kurz und gut, er sagt adieu Und flog noch selb'gen Tags zur See. Die war, inmitten grüner Halde, Ein hübscher, kleiner Teich im Walde, Von krausen Weiden dicht umbuscht, Von Sonnenfunken überhuscht, Von Schilf und Binsen eingehegt, Darin sich frisches Leben regt; Die Reunion fand grade statt Im Kursaal auf dem Mummelblatt, Und alle Welt im höchsten Glanz Trat an zum Schwirr- und Schwebetanz. — Der Falter warf sich voller Lust Dem bunten Leben an die Brust. Patent vom Kopf zum Schwingenrand Flog er am grünen Meeresstrand Von früh, bis spät, die Kreuz und Quer Hinter 'ner hübschen Libelle her. Der machte der flotte Verehrer Freude, Sie schwenkte kokett ihr Röckchen von Seide, So blau und glänzend wie die Wogen. Kam der Falter hinter ihr dreingeflogen, Und stand denn auch recht bald mit ihm Auf du und du und höchst intim. Die Libellenmutter, die gute, fette, Besah sich die Sache durch die Lorgnette, Schmunzelte still-zufrieden und froh — Sie war nämlich dumm wie Bohnenstroh — Und sagte: „Schau, schau", und „gucke mal an, Ein liebenswürdiger, junger Mann, Ich werde ihren Umgang nicht stören, Mögen sie ruhig zusammen verkehren." — Doch bald darauf kam an den Strand Eine schlanke Wespe vom Binnenland; Sie blieb, wohl etwas ermüdet vom Fliegen, Schmachtend auf einem Schilfkolben liegen Und hielt dabei eifrig Umschau im Kreise . Nach wellerfahrener Damen Weise. So wurde sie denn mit dem Falter bekannt, Der sie blendend schön und bezaubernd fand, Und hatte ihn glücklich nach ein paar Tagen Zu ihrem getreuen Ritter geschlagen. Die kleine Libelle seufzt Weh und Ach Dem abgefall'nen Verehrer nach, Ihre Mutter saß da mit langem Gesichte Und meinte: „Tz, tz, 'ne fatale Geschichte." — Doch der windige Falter erhielt seinen Lohn: Die Wespe war eine durchtrieb'ne Person, Sie ließ den Falter bald Falter sein Und fing sich einen Hirschkäfer ein, Zwar kein so hübsches, junges Blut Aber wohlhabend und herzensgut; Der führte sie schleunigst zum Altar, Und sie wurden ein ehrbares Ehepaar. Der Falter kehrte mit reuigem Blick Zu seiner verlassenen Liebsten zurück. Die aber hatte in ihrem Kummer Ersatz gefunden durch einen Brummer, Sie schickten grad' die Verlobungskarten; Da flog der Falter zurück zum Garten. Dort angelangt, begab er sich schnell In sein Stammlokal, das Rosenhotel. Mit Jubel wurde er aufgenommen; Er klagte, die See sei ihm schlecht bekommen, Und erzählte der glücklichen Rosenmutter, Es gab' dort ein scheußliches Distelfutter, Er möcht' wieder im Abonnement bei ihr speisen, Denn fürs erste häti' er genug vom Reisen. Und als sie nun reichlich aufgetragen, Ihm Heimatgefühle schwellten den Magen, Kniff er der jüngsten Knospe ins Ohr Und sprach zum gesamten Blumenflor, Indem sich behaglich die Fühler reckten: „Kinder, ich pfeife auf alle Insekten, Besonders die da hinten am Meere; Ich bleibe lieber in eurer Sphäre, Da weiß man wenigstens was man hat. Man nascht an niedlichen Kelchen sich satt, Ihr seid zufrieden und nehmt nix Krumm, Überhaupt ein dankbares Publikum, Und schließlich: das Leben ist da zum Genießen. Mahlzeit! Jetzt muss ich die Nelken begrüßen." Josefa Metz L. Gr. Pampelmousse |
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Mitglied seit 24.07.2020
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Hallo!
Die Nachtigall Die Nachtigall Singt überall, Auf grünen Reisen, Die besten Weisen, Tönt süße Ruh Den Leuten zu. Der grüne Wald Und Busch erschallt Von ihrer Minne. Mit frohen Sinne Hört jederman Den Vogel an. Ich, leider, nicht, Es bricht, es bricht, Trotz allen Fugen, So Vögel schlugen, Vor Minneschmerz, Mein armes Herz. Ludwig Christoph Heinrich Hölty Die Maus Ich zog in das ruhige Zimmerchen, fünften Stock, gutes, altes Stadthotel, ein, mit zwei Paar Socken und zwei riesigen Flaschen Slibowitz für unvorhergesehene Fälle. »Bitte«, sagte der Zimmerkellner, »soll ich das Gepäck holen lassen?!?« »Ich habe keines«, sagte ich einfach. Dann sagte er: »Wünschen Sie elektrische Beleuchtung?!« »Jawohl.« »Es kostet fünfzig Heller per Nacht. Sie können aber auch bloß Kerze haben«, sagte er in Berücksichtigung der gegebenen Umstände. »Nein, ich wünsche elektrische Beleuchtung.« Um Mitternacht hörte ich Geräusche von zerrissenen und zerkratzten Papiertapeten. Dann kam eine Maus, stieg meinen Waschtisch hinan und betrat das Lavoir, machte überhaupt verschiedene artige Evolutionen, begab sich sodann wieder auf den Fußboden, da Porzellan nicht zweckentsprechend war, hatte überhaupt keine festen weitausgreifenden Pläne und hielt schließlich die Dunkelheit unter dem Kasten bei den gegebenen Umständen für ziemlich vorteilhaft. Morgens sagte ich zu dem Dienstmädchen: »Sie, eine Maus war heute nacht in meinem Zimmer. Eine schöne Wirtschaft!« »Bei uns gibt's keine Mäuse, das wäre nicht schlecht. Woher sollte denn bei uns eine Maus herkommen?! So was lassen wir uns überhaupt gar nicht nachsagen!« Ich sagte infolgedessen zu dem Zimmerkellner: »Ihr Stubenmädchen ist ein freches Geschöpf. Heute nacht war eine Maus im Zimmer.« »Bei uns gibt's keine Mäuse. Woher sollte denn bei uns eine Maus herkommen?! So was lassen wir uns überhaupt gar nicht nachsagen!« Als ich in das Hotelvorhaus trat, betrachteten mich der Herr Portier, der Herr Hausknecht, die anderen beiden Fräulein Stubenmädchen und der Herr Geschäftsführer, wie man einen betrachtet, der mit zwei Paar Socken, zwei Slibowitzflaschen einzieht und bereits Mäuse sieht, die nicht da sind. Auch lag mein Buch »Was der Tag mir zuträgt« offen auf meinem Tische, und ich überraschte einmal das Stubenmädchen bei der Lektüre desselben. Unter diesen facheusen Umständen war meine Glaubwürdigkeit in bezug auf Mäuse ziemlich untergraben. Dafür hatte ich immerhin einen gewissen Nimbus eingeheimst, und man rechtete nicht mehr mit mir, ließ mir sogar kleine Schwächen passieren, drückte ein Auge zu, benahm sich außerordentlich kulant wie mit einem Kranken oder anderweitig zu Berücksichtigenden. Die Maus jedoch erschien jede Nacht, kratzte an der Papiertapete, bestieg häufig den Waschkasten. Eines Abends kaufte ich eine Mausefalle samt Speck, ging mit dem Instrument ostentativ an dem Portier, dem Hausknecht, dem Geschäftsführer, dem Zimmerkellner und den drei Stubenmädchen vorbei, stellte die Falle im Zimmer auf. Am nächsten Morgen war die Maus drin. Ich gedachte nun, ganz nonchalant die Mausefalle hinabzutragen. Die Sache sollte für sich selber sprechen! Aber auf der Stiege fiel es mir ein, wie erbittert die Menschen werden, wenn man sie einer Sache überführt, zumal eine Maus sich nicht in einem Passagierzimmer eines Hotels befinden sollte, in dem es Mäuse einfach »gar nicht gibt«! Auch wäre mein Nimbus eines Menschen ohne Gepäck, mit zwei Paar Socken, zwei Flaschen Slibowitz, einem Buche »Was der Tag mir zuträgt« und der nachts bereits Mäuse sieht, dadurch beträchtlich erschüttert worden, und ich wäre sofort in die peinliche Kategorie eines sekkanten und höchst ordinären Passagiers herabgesunken. Infolge dieser Bedenken ließ ich die Maus in einem für diese Zwecke ziemlich geeigneten Orte verschwinden und stellte meine Mausefalle auf dem Fußboden meines Zimmerchens wieder leer auf. Von nun an wurde ich mit noch zärtlicherer Rücksicht behandelt, man wünschte mich unter keinen Umständen zu erregen, gab nach wie einem kranken Kindchen. Als ich endlich abreiste, war bei allen freundschaftliches Mitgefühl und Attachement vorhanden, obzwar ich als Gepäck nur zwei Paar Socken, zwei leere Slibowitzflaschen und eine Mausefalle mitnahm! Peter Altenberg Viele Grüße Mizzi5B |
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Guten Morgen zusammen,
unter diesen "facheusen Umständen" geht es weiter auf Reisen . Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslichen Sorgen, und daß man sich durch widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen läßt. Adolph Freiherr von Knigge Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben. Alexander von Humboldt Eine Reise ist ein Trunk aus der Quelle des Lebens. Christian Friedrich Hebbel Lieben Gruß, Alex |
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Mitglied seit 24.07.2019
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Guten Morgen miteinander,
Lied vom Reisen Willt du dich zur Reis' bequemen Ueber Feld Berg und Thal Durch die Welt, Fremde Städte allzumal, Mußt Gesundheit mit dir nehmen. Neue Freunde aufzufinden Läßt die alten du dahinten, Früh am Morgen bist du wach, Mancher sieht dem Wandrer nach Weint dahinten, Kann die Freud' nicht wiederfinden. Eltern, Schwester, Bruder, Freund, Auch vielleicht das Liebchen weint; Laß sie weinen, traurig und froh Wechselt das Leben bald so bald so Nimmer ohne Ach! und O! Heimath bleibt dir treu und bieder, Kehrst du nur als Treuer wieder, Reisen und Scheiden Bringt des Wiedersehens Freuden. Ludwig Tieck L. Gr. Pampelmousse |
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Mitglied seit 24.07.2020
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Hallo!
Sommeridylle Berge und Täler sind jetzt voll von Menschen, Welche sich Urlaub genommen haben Und an der reinen Luft der Kurorte Sowohl sich als ihre Angehörigen laben. Viele hört man mit Neugierde fragen, Ob hier noch echte Wilderer wachsen, Welche die wirklichen Gemsen töten. Meistens sind diese Leute aus Sachsen. Manche baden in dem klaren Gewässer, Wobei erwachsene Töchter nicht geizen Mit ihren Formen, von denen man füglich Glaubt, daß sie den Junggesellen anreizen. Ihre Mütter stricken indes im Garten, Wo sie Kaffee mit Honig genießen Und sich über die Dienstboten äußern, Welche sie in der Stadt darin ließen. Abgesondert sitzen die Ehemänner, Welche sich gründlich dadurch erfrischen, Daß sie nichts von den Frauen hören, Sondern beim Skat ihre Karten mischen. Auf den Ruhebänken am Seeufer Sitzen zwei Richter, welche verdauen Und anderen Leuten durch Fachsimpeln Ihren Sommeraufenthalt versauen. Ludwig Thoma ... Ich begann meine Reise unter dem Einfluße von rein phantastischen Einbildungen; während ich sie machte, erkannte ich, daß die Wirklichkeit das Zeug dazu hat, das wesentliche dieser Einbildungen zu Tatsachen zu machen; und am Schlusse der Reise bin ich schon wieder dabei, mir neue Möglichkeiten einzubilden. Kann man es mir verdenken, daß ich auch ihnen die Erfüllung erhoffe? Statt von dem Idealautomobil abzukommen, das ich mir, ehe ich jemals in einem Laufwagen gefahren war, eingebildet habe, haben mich meine Erfahrungen ihm näher gebracht, und ich glaube sogar, daß ich ihn noch erleben werde. Wer so verwegen glauben kann, nicht wahr, lieber Doktor, der ist gesund, dessen Lebensgefühl ist gesteigert und voll Spannkraft. Wem anderen aber verdanke ich das, als dieser höchst gelungenen Reisekur? Alle Lebenskräfte sind aufgewacht, alles Verhockte, Verstockte, Faule, Grämliche ist weggeblasen, alle guten Geister der Kraft und Gesundheit sind mobil. Bewegung, Kraft- und Saftumsatz, Rhythmus und Raumüberwindung, – das hats getan. Wer die Wollust dieses Dahinrollens kennt, ersehnt sich nicht mehr die Kunst des Fliegens. Fest auf der Erde, aber wie im Sturme dahin. Jede Falte des Geländes benützend, Hügel hurtig hinauf und brausend hinab, jetzt zwischen Wiesen und junger Saat, nun durch Wälder, Flüssen entlang, über Brücken hin, Felsentore hindurch, hinter davontrabenden Herden her, in das Gassenwinklicht einer alten Stadt hinein, über Märkte weg voll Buden und Gewimmel, Schlössern, Burgen, Parks vorüber und vorbei an Pfügern und Hirten – immer den Bergen zu und plötzlich vor ihnen, da man sie doch vor wenigen Stunden grau und verschwommen, wie in einer Ferne sah, die sich dem Hinstrebenden nur immer weiter zu entziehen schien . . . Wem ich gut bin, dem wünsch ich diesen Genuß, dieses Glück. – Leben Sie wohl! Otto Julius Bierbaum Eine empfindsame Reise im Automobil Wer mag: Fliegen lernen - Franz Wittkamp https://rundfunkdienst.ekbo.de/fileadmin/ekbo/mandant/rundfunkdienst-berlin.de/Einsichten_Texte/Einsichten_Nottmeier-August-September.pdf Viele Grüße Mizzi5B |
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Guten Morgen zusammen,
Erster Anblick von Rom Lange schon starrte mein Blick Hinaus in Flur und Hügel, Und immer nicht erschien der Wunsch, Der sehnsüchtigen Seele. Stille Träumerei umhüllte den Geist, Da wendet sich plötzlich der Weg, Und rechts erscheint der hohe Petrus-Dom, Des Vatikans Pallast, Und fern umher gestreut wie Hütten, Die weltberühmte Stadt. So ist der weite Weg nun überwunden, Und endlich, endlich ist das erwünschte Ziel erschienen? Und wie ich mich sammle, Mich und die Größe des Momentes zu fühlen, Zerrinnt in Schmerz Das kaum gehaschte Bild, Und alle die alten edlen Erinnrungen Entfliehn vor der drückenden, engen Gegenwart. Wie klein ist der Mensch, Wie arm im Schein des Reichthums! Schon treten die Gebäude näher, Schon heimathlicher wird Berg und Flur, Von alten Gemälden Erwacht in frischern Farben das Angedenken; Hier schon die Brücke, Die Straße der Vorstadt, Und rascheren Trabes Nähern wir uns dem Pappelthor. Wir treten ein, Vor mir der Platz und Obelisk, Die drei Straßen mit offnen Armen, Ein nüchternes Licht Erhellt unerfreulich Tempel und Pallast. Ich kann mich nur trösten. Nun schnell in den Armen Geliebter Freunde Der Klage Laut ertönen zu lassen. Ludwig Tieck Lieben Gruß, Alex |
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Guten Morgen allerseits,
Nachtwächters Weltgang - Empfindsame Reisen Die Blätter rieseln von den Bäumen, Durch kahle Stoppeln bläst der Wind, Wie lange noch willst du dich säumen Auf deinen Fahrten, armes Kind? Von Thal bist du zu Thal gegangen, In jede Hütte lugtest du, Was mit dir ging, war dein Verlangen, Was nirgends weilte, deine Ruh. Und sahst du neue Berge blauen, Ob noch so fern, ob noch so hoch, Du mußtest doch hinüberschauen, Du dachtest: Drüben find' ich's noch! Verloren hast du schöne Jahre, Vergeudet manchen schön'ren Traum, Von deinem Haupte fall'n die Haare, So wie die Blätter dort vom Baum. Durch deine Seele kalt und schneidend Weht der Erfahrung böser Ost, Die letzte Hoffnung krümmt sich leidend Und schauernd vor dem Winterfrost. Die Störche ziehen froh von hinnen, Du weißt noch nicht, wohin du gehst; Mit ihnen kannst du nicht entrinnen, So falle nieder, wo du stehst. Wärm' dich an fremder Menschen Heerde, Denn einen eignen hast du nicht, Und träume eine Heimaths-Erde, Wo man in fremden Zungen spricht. Gleichgiltig drück' dich in die Ecke Und stimm' in ihren Alltags-Scherz, Und der Entsagung Leichendecke Zieh' fester um dein starres Herz. Du hast's gewollt! Du darfst nicht grollen, Und wenn du noch so elend bist; Denn ach! du hättest ahnen sollen, Daß es nicht ewig Frühling ist. Franz von Dingelstedt L. Gr. Pampelmousse |
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Hallo!
Salzburg im Schnee Sommergast, in trägem Reichthume geniessest Du die Natur, ein Schlemmer, Prasser! Im Winter aber muss Deine Seele tüchtig mithelfen, die Landschaft zu geniessen. Im Sommer dichtet die Natur für Dich! Im Winter musst Du für sie dichten! Peter Altenberg Da sang Klarinett: Möcht wissen, was sie [die Nachtigallen] schlagen So schön bei der Nacht, 's ist in der Welt ja doch niemand, Der mit ihnen wacht. Und die Wolken, die reisen, Und das Land ist so blaß, Und die Nacht wandert leise, Man hört's kaum, durchs Gras. Nacht, Wolken, wohin sie gehen, Ich weiß es recht gut, Liegt ein Grund hinter den Höhen, Wo meine Liebste jetzt ruht. Zieht der Einsiedel sein Glöcklein, Sie höret es nicht, Es fallen ihr die Löcklein Übers ganze Gesicht. Und daß sie niemand erschrecket, Der liebe Gott hat sie schier Ganz mit Mondschein bedecket, Da träumt sie von mir. Joseph von Eichendorff Viele Grüße Mizzi5B |
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Mitglied seit 09.01.2009
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Guten Morgen zusammen,
Wo willst du hin? “Wo willst du hin?” Quer in die Gefahren, Wo ich vor tausend Jahren Im Traume gewesen bin. Ich will mich treiben lassen In Welten, die nur ein Fremder sieht. Ich möchte erkämpfen, erfassen, Erleben, was anders geschieht. Ein Glück ist niemals erreicht. Mich lockt ein fernstes Gefunkel, Mich lockt ein raunendes Dunkel Ins nebelhafte Vielleicht. Was ich zuvor besessen, Was ich zuvor gewusst, Das will ich verlieren, vergessen. – Ich reise durch meine eigene Brust. Joachim Ringelnatz Ein schönes Wochenende! Alex |
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Guten Morgen miteinander,
Nachtwächters Weltgang - Empfindsame Reisen Wir saßen im Wagen, zu Drei oder Vier, Ein verschleiertes Weib gegenüber mir. Der Mond schien hell zum Fenster herein Und floß um ihr Haupt wie Heiligenschein. Es war so heimlich drinnen, so traut, Ringsum in der Nacht kein Licht, kein Laut. Nur die Räder knarrten in sandigem Gleis, Und die ledernen Polster seufzten leis. Wer bist Du, fremdes, liebes Gesicht Mit den dunkelen Augen im Mondenlicht? O halte die Blicke nicht abgewandt, Du bist einsam wie ich, komm, reich' mir die Hand! Und lehn' an meine Schulter Dich an, Wenn die müde Stirn' nicht mehr wachen kann! Ich hörte sie athmen, ruhig-tief, Der Busen wogte, – das Mädchen schlief . . . Eine Stunde, so hielt der Wagen an, Am Schlage harrte ein großer Mann. Das Posthorn klang, das Mädchen erwacht', – Ein Grüßen, ein Küssen scholl durch die Nacht. Sie hatten sich wieder, ein liebend' Paar, Sie herzten sich, daß eine Freude war. Der Schleier entfiel, das Mondenlicht Beleuchtete hell ein Engels-Gesicht. Ich sah es von fern, mein Herz war voll, Eine Thräne heiß aus der Wimper quoll. Und als der Wagen von dannen flog, Da stunden umschlungen die Beiden noch. Ich fuhr allein hinaus in die Nacht, – – Ach Gott! wär sie nimmer, nimmer erwacht! Franz von Dingelstedt L. Gr. Pampelmousse |
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Mitglied seit 24.07.2020
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Hallo!
Wer nach den Sternen reisen will, der sehe sich nicht nach Gesellschaft um. Friedrich Hebbel Auf Reisen Die Sonne lag noch auf den Strassen, es war am hohen, reifen Tag; ein stummer Jubel ohne Massen erhöhte meines Herzens Schlag. Es klang in mir ein Spiel der Sinne aus Kinderlust und Manneskraft, und stolz und wonnig ward ich inne des Glücks der freien Wanderschaft. Kein banger Führer, der mich leiten, kein Freund, der mich begleiten darf; mein sind die Höhen, mein die Weiten, rauh weht die Luft, so frisch und scharf. Und dennoch süss mit sanften Mächten dringt Sonnenwärme tief ins Herz, und wie ein Traum aus fernen Nächten verschwindet jeder alte Schmerz. Otto Erich Hartleben ... Da liegt die See . . . Warum bleibe ich eigentlich nicht immer hier? Man könnte sich zum Beispiel da oben einmieten, das wäre bestimmt gar nicht einmal so teuer – und dann, immer: blaue Luft, Sonne (doch, das gabs – sogar diesen Sommer!), und Salzwasser und Flundern und Grog – und immer, immer: Sommerfrische . . . Soweit Herr Panter. Der in ihm wohnende Peter aber ist schlauer. Er weiß. Er weiß, daß es damit nichts ist. Daß die Sorgen alle mitziehen, wenn man umzieht: daß es etwas ganz anderes ist, ob man nur vorübergehend in einem Ort sitzt – oder für immer. Ist man für vier Wochen da, lacht man über alles – auch über die Unannehmlichkeiten. Es geht einen so schön nichts an. Ist man aber für immer da, dann muß man sich ärgern. Man muß teilnehmen. Man muß mitleben. »Schön habt ihr es hier!« sagte einst Karl der Fünfte zu einem Prior, dessen Kloster er besuchte. »Transeuntibus!« erwiderte der Prior. »Schön – ja: für die Vorübergehenden.« So erfrischend ist das Bad in all den vier Wochen nicht gewesen. So lau hat der Wind nie geweht. So hell hat die Sonne nie geschienen. Nicht, wie an diesem letzten Tag. Sei gescheit. 12.46 Uhr geht der Zug . . . und du wirst drin sitzen. 12.46 unerbittlich. Die Arbeit ruft. Und du kommst. Nicht losreißen kannst du dich. Letzter Tag . . . Letzter Tag des Urlaubs – letzter Tag in der Sommerfrische . . . ! Letzter Schluck vom roten Wein . . . letzter Tag der kleinen Reiseliebe – noch eine halbe Stunde! Noch eine halbe! Noch eine viertel . . . ! Letzter Tag . . . letzter Tag des Lebens . . . ? Vielleicht ist es deshalb so schwer, zu sterben, weil niemand einen letzten Tag ertragen kann. Er ist aber gar nicht so schwer zu ertragen. Wenn es am besten schmeckt, soll man aufhören. Was dann kommt . . . Nichts ist so schön wie der letzte Tag. · Peter Panter Wer mag: Ein Baum läßt grüßen - Erich Kästner https://www.bahnerforum.eu/threads/gedichte-kurzgeschichte-alles-in-verbindung-mit-der-eisenbahn.15956/ Einen schönen Sonntag Mizzi5B |
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Mitglied seit 09.01.2009
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Guten Morgen zusammen,
noch ein Auszug aus "Die Kunst, falsch zu reisen" von Tucho. Vorsicht Textwand! Wenn du reisen willst, verlange von der Gegend, in die du reist, alles: schöne Natur, den Komfort der Großstadt, kunstgeschichtliche Altertümer, billige Preise, Meer, Gebirge – also: vorn die Ostsee und hinten die Leipziger Straße. Ist das nicht vorhanden, dann schimpfe. Wenn du reist, nimm um Gottes willen keine Rücksicht auf deine Mitreisenden – sie legen es dir als Schwäche aus. Du hast bezahlt – die andern fahren alle umsonst. Bedenke, dass es von ungeheurer Wichtigkeit ist, ob du einen Fensterplatz hast oder nicht; dass im Nichtraucher-Abteil einer raucht, muß sofort und in den schärfsten Ausdrücken gerügt werden – ist der Schaffner nicht da, dann vertritt ihn einstweilen und sei Polizei, Staat und rächende Nemesis in einem. Das verschönt die Reise. Sei überhaupt unliebenswürdig – daran erkennt man den Mann. Im Hotel bestellst du am besten ein Zimmer und fährst dann anderswohin. Bestell das Zimmer nicht ab; das hast du nicht nötig – nur nicht weich werden. Bist du im Hotel angekommen, so schreib deinen Namen mit allen Titeln ein … Hast du keinen Titel … Verzeihung … ich meine: wenn einer keinen Titel hat, dann erfinde er sich einen. Schreib nicht: ‚Kaufmann‘, schreib: ‚Generaldirektor‘. Das hebt sehr. Geh sodann unter heftigem Türenschlagen in dein Zimmer, gib um Gottes willen dem Stubenmädchen, von dem du ein paar Kleinigkeiten extra verlangst, kein Trinkgeld, das verdirbt das Volk; reinige deine staubigen Stiefel mit dem Handtuch, wirf ein Glas entzwei (sag es aber keinem, der Hotelier hat so viele Gläser!), und begib dich sodann auf die Wanderung durch die fremde Stadt. In der fremden Stadt mußt du zuerst einmal alles genauso haben wollen, wie es bei dir zu Hause ist – hat die Stadt das nicht, dann taugt sie nichts. Die Leute müssen also rechts fahren, dasselbe Telefon haben wie du, dieselbe Anordnung der Speisekarte und dieselben Retiraden. Im übrigen sieh dir nur die Sehenswürdigkeiten an, die im Baedeker stehen. Treibe die Deinen erbarmungslos an alles heran, was im Reisehandbuch einen Stern hat – lauf blind an allem andern vorüber, und vor allem: rüste dich richtig aus. Bei Spaziergängen durch fremde Städte trägt man am besten kurze Gebirgshosen, einen kleinen grünen Hut (mit Rasierpinsel), schwere Nagelschuhe (für Museen sehr geeignet), und einen derben Knotenstock. Anseilen nur in Städten von 500 000 Einwohnern aufwärts. Wenn deine Frau vor Müdigkeit umfällt, ist der richtige Augenblick gekommen, auf einen Aussichtsturm oder auf das Rathaus zu steigen; wenn man schon mal in der Fremde ist, muß man alles mitnehmen, was sie einem bietet. Verschwimmen dir zum Schluß die Einzelheiten vor Augen, so kannst du voller Stolz sagen: ich hab‘s geschafft. Mach dir einen Kostenvoranschlag, bevor du reist, und zwar auf den Pfennig genau, möglichst um hundert Mark zu gering – man kann das immer einsparen. Dadurch nämlich, dass man überall handelt; dergleichen macht beliebt und heitert überhaupt die Reise auf. Fahr lieber noch ein Endchen weiter, als es dein Geldbeutel gestattet, und bring den Rest dadurch ein, dass du zu Fuß gehst, wo die Wagenfahrt angenehmer ist; dass du zu wenig Trinkgelder gibst; und dass du überhaupt in jedem Fremden einen Aasgeier siehst. Vergiß dabei nie die Hauptregel jeder gesunden Reise: Ärgere dich! Sprich mit deiner Frau nur von den kleinen Sorgen des Alltags. Koch noch einmal allen Kummer auf, den du zu Hause im Büro gehabt hast; vergiß überhaupt nie, dass du einen Beruf hast. Wenn du reisest, so sei das erste, was du nach jeder Ankunft in einem fremden Ort zu tun hast: Ansichtskarten zu schreiben. Die Ansichtskarten brauchst du nicht zu bestellen: der Kellner sieht schon, dass du welche haben willst. Schreib unleserlich – das läßt auf gute Laune schließen. Schreib überall Ansichtskarten: auf der Bahn, in der Tropfsteingrotte, auf den Bergesgipfeln und im schwanken Kahn. Brich dabei den Füllbleistift ab und gieß Tinte aus dem Federhalter. Dann schimpfe. Das Grundgesetz jeder richtigen Reise ist: es muß was los sein – und du mußt etwas ‚vorhaben‘. Sonst ist die Reise keine Reise. Jede Ausspannung von Beruf und Arbeit beruht darin, dass man sich ein genaues Programm macht, es aber nicht innehält – hast du es nicht innegehalten, gib deiner Frau die Schuld. Verlang überall ländliche Stille; ist sie da, schimpfe, dass nichts los ist. Eine anständige Sommerfrische besteht in einer Anhäufung derselben Menschen, die du bei dir zu Hause siehst, sowie in einer Gebirgsbar, einem Oceandancing und einer Weinabteilung. Besuche dergleichen – halte dich dabei aber an deine gute, bewährte Tracht; kurze Hose, kleiner Hut (siehe oben). Sieh dich sodann im Raume um und sprich: »Na, elegant ist es hier gerade nicht!« Haben die andern einen Smoking an, so sagst du am besten: ‚Fatzkerei, auf die Reise einen Smoking mitzunehmen!‘ – hast du einen an, die andern aber nicht, mach mit deiner Frau Krach. Mach überhaupt mit deiner Frau Krach. Durcheile die fremden Städte und Dörfer – wenn dir die Zunge nicht heraushängt, hast du falsch disponiert; außerdem ist der Zug, den du noch erreichen mußt, wichtiger als eine stille Abendstunde. Stille Abendstunden sind Mumpitz; dazu reist man nicht. Auf der Reise muß alles etwas besser sein, als du es zu Hause hast. Schieb dem Kellner die nicht gut eingekühlte Flasche Wein mit einer Miene zurück, in der geschrieben steht: ‚Wenn mir mein Haushofmeister den Wein so aus dem Keller bringt, ist er entlassen!‘ Tu immer so, als seist du aufgewachsen bei … Mit den lächerlichen Einheimischen sprich auf alle Fälle gleich von Politik, Religion und dem Krieg. Halte mit deiner Meinung nicht hinterm Berg, sag alles frei heraus! Immer gib ihm! Sprich laut, damit man dich hört – viele fremde Völker sind ohnehin schwerhörig. Wenn du dich amüsierst, dann lach, aber so laut, dass sich die andern ärgern, die in ihrer Dummheit nicht wissen, worüber du lachst. Sprichst du fremde Sprachen nicht sehr gut, dann schrei: man versteht dich dann besser. Laß dir nicht imponieren. Seid ihr mehrere Männer, so ist es gut, wenn ihr an hohen Aussichtspunkten etwas im Vierfarbendruck singt. Die Natur hat das gerne. Handele, Schimpfe. Ärgere dich. Und mach Betrieb. Lieben Gruß, Alex |
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Mitglied seit 24.07.2019
4.532 Beiträge (ø2,55/Tag)
Guten Abend,
Ohne dich bin ich auf Reisen... Allein nun, ohne dich auf Reisen, bin ich's doch nicht, denn immer kreisen, mein guter Engel, fühle ich getreulich deinen Geist um mich. Nur weiß ich nicht, in welchem Bilde du hier im dämmernden Gefilde dich hast verhüllt. - Bist du der Wind, der mir die Stirn umfächelt lind ? Bist du die sanfte Abendröte, die zärtlich mich so lang umwehte? Bist du der helle Abendstern, der mir, dem Wanderer, leuchtet fern ? Bist du das Vögelchen, das leise mit singt im Busch so süße Weise, die Blume, die dort auf mich blickt und freundlich wie zum Gruße nickt, als spräch sie: "Brich mich ohne Zagen, darfst mich an deinem Herzen tragen!" O Liebste, flüstere mir zu, wer, wer von allen, wer bist du? Sandor Petöfi L. Gr. Pampelmousse |
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Mitglied seit 24.07.2020
1.139 Beiträge (ø0,81/Tag)
Hallo!
Wenn man mich fragt, warum ich reise, antworte ich: Ich weiß wohl, wovor ich fliehe, aber nicht, wonach ich suche. Michel de Montaigne Paßt so schön ... Vom Urlaub zurück Wenn einer vom Urlaub zurückkommt, dann ist er noch gar nicht da, wenn er da schon da ist. »Na, wie wars?« sagen die andern. »Sie sehn aber schön erholt aus! Gutes Wetter gehabt?« Darauf fängt er an zu erzählen. Wenn er aber Ohren hat, zu hören, so merkt er, daß die Frage eigentlich mehr gesellschaftlicher Natur war – so genau wollen es die andern gar nicht wissen. Und dann bricht er seine Erzählung mit allen ihren Einzelheiten bald ab. Schon deshalb, weil man ja hier keinem klarmachen kann, warum die eine Bergtour beim besten Willen nie zu machen war, und daß das ganze Haus so furchtbar über Fräulein Glienicke und über die Ziegen lachen mußte . . . davon wissen die hier nichts. Woher sollen sie das auch wissen! Wenn einer vom Urlaub zurückgekehrt ist, gehört er in den ersten beiden Tagen noch nicht so recht zum Betrieb. Während seiner Abwesenheit haben sich vielerlei kleine Sachen ereignet, von denen er natürlich nicht unterrichtet ist, und so versteht er manche Anspielungen nicht, er weiß nicht, daß Bader nicht mehr bei der Abteilung IIIb ist, sondern sich mit Koch verkracht hat, er sitzt jetzt in der Wirtschaftsabteilung, und da werden sie ihn vielleicht auch bald herausschmeißen. Das weiß er alles nicht, noch nicht, nicht mehr – und etwas mitleidig wird er informiert. In dem Ton der Zuhausegebliebenen schwingt ein wenig jener Ton mit, den sonst ›alte erfahrene Beamte‹ einem Neuling gegenüber anzuwenden pflegen. In den ersten beiden Tagen geht der Betrieb über den Kopf des Ex-Urlaubers hinweg: die andern wissen alles, er weiß nur die Hälfte. Die da werfen sich die Bälle zu – er fängt sie nicht. In seinen Gesprächen flackert, also da kannst du nichts machen, immer noch der Urlaub auf. Einmal denkt er: »Heute vor acht Tagen . . . «, aber da klingelt das Telefon, und die Erinnerung zerstiebt. Dann kommt wieder einer vorbei, stellt die üblichen Fragen, und er antwortet. »Danke – nur viel zu kurz! So – Sie gehen jetzt auch auf Urlaub?« Aber das interessiert wieder den ehemaligen Urlauber nicht mehr. In diesen ersten Tagen geht die Arbeit eigentlich nicht leichter als vor dem Urlaub; sie geht eher etwas schwerer vonstatten. Die Lungen sind noch voll frischer Luft, der Körper hat noch den Rhythmus des Schwimmens und des Laufens in sich, die Haut fühlt sich in den Stadtkleidern noch nicht wohl, und der Hals nicht im Kragen. Das Auge sieht zum Hof hinaus; wenn man den Kopf dreht, kann man ein Stückchen blauen Himmel sehn. Übrigens ist er heute nicht blau, es regnet. Aber der Regen im Freien, das war doch ganz etwas anderes. Sitzt er noch fest in seiner Stellung? Er sitzt noch fest. Doch braucht man nur mal auf Urlaub zu gehen, gleich machen sie Dummheiten (Melodie: »Ohne mich geht der ganze Betrieb zugrunde!«). Das war ja alles sehr schön und gut, da in Riesenhausen an der Dassel, die Bäume haben gerauscht, auf der Veranda haben wir Skat gespielt, aber unterdessen haben die hier . . . »Müller! Wo sind die A-Belege?« Die Schweinerei hört von heute ab auf; wir sind wieder da. Das dauert gut und gern seine drei, vier Tage. Dann haben sich die andern an den Zurückgekehrten gewöhnt; er gehört nun schon wieder dazu, er ist da, er erlebt es alles mit, nichts kittet so aneinander wie gemeinschaftliches Arbeits-Erlebnis. Das kommt gleich nach der Liebe und nach der Gottbehüte Verwandtschaft. Nach sechs Tagen fragt ihn kein Mensch mehr nach dem Urlaub, nun kommen auch die letzten Sommerurlauber zurück, alle sind wieder da und fangen ganz langsam an, sich auf den nächsten Urlaub zu freuen. · Peter Panter Wer mag: Ilma Rakusa - Meerwärts https://lsa.umich.edu/content/dam/german-assets/german-documents/GermanDay/Final%20Version%20German%20Day%202019%20Poems4.pdf Hat Spaß gemacht, unsere Reise. Danke dafür! Einen schönen Wochenanfang Mizzi5B |
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Mitglied seit 17.07.2022
18 Beiträge (ø0,03/Tag)
'n Abend!
"Reisen ist Leben, dann wird das Leben reich und lebendig" Hans Christian Andersen |
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