Koch-Lebenslauf, oder wie seid ihr an den Herd gekommen (und ggf. Was tut ihr da alles?)

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Mitglied seit 26.03.2018
1.062 Beiträge (ø0,47/Tag)

Hallo Forum,
seit ich hier z.Zt. aktiver mitschreibe, hab ich mal so meinen "Koch-Lebenslauf" angesehen. Ich stamme aus einer eher armen Bergarbeiter-Familie, bei dem "Genuss", bezogen aufs Essen, maximal "Sauerbraten mit Klößen halb und halb", 1 x im Jahr, das Maximum darstellte.
Als ich dann selber an den Herd musste, wars schwierig und frustrierend ....
Und zwar insgesamt so:
Als Kind/Jugendlicher bin ich ernährt (leider weniger „bekocht“) worden und in der Phase Leistungssportler gabs kein Essen, sondern Ernährungspläne …..
Dann gings später, weil ich das einfach notwendig fand, ins Studenten-Wohnheim, obwohl dass Elternhaus näher an der Fachhochschule lag, als das Wohnheim.
Über solche „Kleinigkeiten“ wat kochich, wenn ich nich inne Mensa will/kann hatte ich mir wenig, bis keine Gedanken gemacht …
Entsprechend waren die ersten Versuche: z.B. Bratkartoffeln (ohne Zwiebeln ….) und nur ver …ähh.. gesalzen mit „speziell, im Bratprozess getrockneter Bratwurst“; Röstaromen wurden überschätzt, während das Aroma, von „Branding“ nur wenig gewürdigt wird.
Toll war einfach, dass das Haus, in dem ich wohnte, bereits seit Jahren das Motto „wir kochen hier zusammen“ und zudem internationalen Zuschnitt hatte.
Ich lernte also die „einfachen Volksküchen“, hauptsächlich aus anderen Ländern kennen; nur nebenbei allerdings und Gott sei gedankt, auch vernünftige Bratkartoffeln!
Dann gabs da noch Bruderherz (10 Jahre älter), der im gehobenen Management eines Weltkonzerns, allerdings noch ohne Chauffeur, arbeitete. Er hatte die geniale Idee, ich könne ja Chauffeur sein und u.a. auch dafür, an einem Tischken „nebenan“ bei Geschäftsessen, im Restaurant sein!
Ha, haaaaaa, nich schlecht! Ich konnte, ohne eine müde Mark zu investieren, was an mangelnder Marken-Menge auch gescheitert wäre, die „gehobene“ und/oder „Nouvelle“ Cuisine kennenlernen!
Das inspirierte mich später dann, in die nicht unbedingt richtige Richtung, weil ich dachte, DAS wäre DIE Küche.
Als ich selbst (zu viel und zu lange) arbeitete und dann auch erst verpartnert, später verheiratet und vervatert war, sah es dann so aus, dass Ehefreu fast immer kochte und ich, „das Besondere“….
Wenn ich abends mal nix besseres zu tun hatte, schmöckerte ich in Kochbüchern herum, die ich zunächst natürlich auch auf das „Nouvelle“ bezog. Dann nahm Ehefreu irgendwann eine Tätigkeit an (Kinder älter), die nicht mehr Teilzeit war und ich musste (allerdings wollte ich da auch!) an den Herd! Immer und so oft es ging, mit den beiden Sohnemännern, die fröhlich mitschnibbelten und wussten das Beurre Blanc, Blond und Brun keine Haarfärbemittel sind! Und ich entdeckte die Liebe zur bodenständigen, einfachen Küche! Und da ja nun viele der traditionellen Italienischen Gerichte, wie z.B. „Spaghetti Bollgnese“ …😂😇, "schlichte" Volksküche sind, entstand da einige innige (Vor-)Liebe.
Vieles andere der internationalen Küche und natürlich „meine Französische“ und Bretonisches, hab ich mir aber immer bewahrt.
Und „Nachforschen“ nach den „Wurzeln“ von bekannten Rezepten (aus aller Welt) über die ich ins Stolpern und Nachkochen gerate, sind immer Bestandteil, meiner Kocherei!

Und wie sah das bei euch aus?

Gruß
Bernd Heinrich
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Mitglied seit 15.03.2002
56.479 Beiträge (ø6,97/Tag)

Ich zog noch als Schüler von zu Hause aus und musste einfach deshalb lernen mir etwas zu Essen zu machen.

Zu Hause kochte die Haushälterin einfache Hausmannskost, an den Samstagen rührte meine Mutter lustlos etwas zusammen.
Sonntags gingen wir auswärts essen und da lernte ich etliche Gerichte kennen.
Auch auf den (Fern-)Reisen die ich schon früh mit meinen Eltern schon machen durfte.

Bei mir wars hauptsächlich "learning by doing" über die Jahre mit einer langen Pause während meiner Selbstständigkeit, wo ich schon froh war wenn ich wenigstens Zeit zum Essen finden konnte.
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Mitglied seit 19.04.2013
15.172 Beiträge (ø3,75/Tag)

@Heinerich,

danke für deinen Roman.
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Mitglied seit 25.01.2006
15.386 Beiträge (ø2,3/Tag)

Bei mir was das so: Sechziger Jahre, Muttern zuhause, Vatern kam die ersten Jahre tatsächlich mittags noch zu Fuß von der Arbeit zum Essen (ja, das war mal normal!), ich hatte die Grundschule ein paar Blocks weiter.

Zu meinen Lieblingsbeschäftigungen (neben Basteln, draußen durchs Viertel und den Stadtpark ziehen, Basteln und Lesen) gehörte das Rumhocken bei meiner Mutter in der Küche, wenn sie dies und das vorbereitete oder kochte. Oft hat ihr meine Schwester Pipi Langstrumpf vorgelesen oder meine Großmutter mit ihr über den Krieg, die Flucht und die Jahre danach geredet.

Zum Einkaufen war ich oft dabei, auch auf dem Bauernmarkt am Samstag und besonders gerne beim Bauern in der Umgebung.

So habe ich Kochen und alles drumrum ganz von allein und nebenbei seit meiner Kindheit gelernt und auch früh selbst damit angefangen. So ähnlich wie Sprechen lernen.
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Mitglied seit 26.03.2018
1.062 Beiträge (ø0,47/Tag)

Woran ich grad denke ist, dass, zumindest bei den älteren, die "weibliche Lebensvorbereitung" kochen beinhaltete!
@Erzett
Ich wurde 1960 eingeschult. Erst mit sieben Jahren, weil ich zu dünn war und in eine "Kur" musste, bei der mir jeder Spaß am Essen gründlich verleidet wurde. Eingeschult wurde ich aber inne Volksschule. Also musste jünger sein als ich aber ich könnte nich "Ich bin Dein Vater" (Darth Vader Spruch! 😉) sagen! 😂

Gruß
Bernd Heinrich
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Mitglied seit 03.04.2007
47.924 Beiträge (ø7,66/Tag)

Moin,

ich könnte fast 1:1 von Erzett abschreiben😅
Nur dass wir keine Großmutter vor Ort hatten und auch keinen Bauernhof zum Einkaufen.

VG Čiperine
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Mitglied seit 25.01.2014
12.054 Beiträge (ø3,2/Tag)

Hallo.

Bei mir, etwas älter, gehörte Kochen lernen definitiv nicht zur Vorbereitung aufs Leben.

Meine Mutter kochte, für meine Begriffe, durchaus gut und abwechslungsreich, aber beigebracht hat sie uns Kindern das nicht. Das Bild der Kleinen, die neben Mutter oder Oma auf dem Stühlchend stehen und begeistert mit schnippeln oder rühren….nix da.

Ich durfte Abtrocknen, mein Bruder Kohlen aus dem Keller holen. Bei den jüngeren Geschwistern war es mit Sicherheit auch nicht anders.
Kochen „gelernt“ habe ich ganz einfach durch Interesse und „learning by dooing“. Irgendwann kam dann auch die Selbstversorgung und die Herstellung von Lebensmitteln…..ganz unspektakulär.

Ich glaube, Interesse an Lebensmitteln ist ein ganz wichtiger, wenn nicht DER entscheidende Faktor wenn man kochen können oder es lernen möchte.
Schließlich ist es im Grunde auch einfach ein Handwerk, und jeder Handwerker muß Ahnung haben von seinem Rohstoff.

Natürlich verhungert man auch ohne nicht, aber für ein gewisses Niveau, und da meine ich bestimmt keine Sterne, ist es schon von Nutzen zu wissen womit man es zu tun hat.

Gruß
Dorit
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Mitglied seit 06.02.2011
4.585 Beiträge (ø0,94/Tag)

Hallo

Mein Vater war krank und pflegebedürftig, später bettlägerig und meine Mutter hat Ihn Daheim gepflegt. Ich hab dann mit 14 die heimische Küche übernommen eher aus praktischen Gründen da unsere Mutter mit der Pflege schon genug zu tun hatte und zum kochen bei Ihr dann einfach die Zeit fehlte. Da wir in dieser Zeit zwischen der Schweiz, Frankreich und Deutschland wohnungstechnisch unterwegs waren vermischte sich diese Küche. Viel hab ich auch in Frankreich kennen gelernt da die Schulkantinen dort doch sehr vielseitig kochen. Und ja ein gewisses Interesse an gutem Essen und neuen Produkten hat natürlich auch geholfen. Mein Bruder und ich waren relativ Neugierig hat man im Supermarkt was entdeckt was man nicht kannte wurde es gekauft und daheim auch gekocht/probiert. Mein Mann teilt meine Leidenschaft für gutes Essen und durch seine Ausbildung an der Hotelfachschule Lausanne ist auch ein gewisses Wissen vorhanden was unsere Küche doch bereichert.

LG
Mamacanis
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Mitglied seit 09.04.2015
11.219 Beiträge (ø3,37/Tag)

Es kommt natürlich immer drauf an, ob und wie im Elternhaus gekocht wird. Außerdem kommt es stark auf das eigene Interesse an. Wer schon früh Interesse hat, Muttern beim Kochen über die Schulter zu schauen, nimmt ganz automatisch schon als Kind so einiges mit. Und das hat nicht unbedingt was mit der Generation zu tun. Schon mein Vater (Jahrgang 1938) hat von seiner Mutter viel abgeschaut, weil er einfach Interesse dran hatte. Und seinem Vater (also meinem Opa) war der Umgang mit Topf und Pfanne ebenfalls nicht gänzlich unbekannt, im Krieg war er in der Feldküche eingeteilt. Ich hab es auch so ganz nebenbei von meiner Mutter gelernt, mein Bruder ebenfalls. Heute ist mein Bruder hauptsächlich derjenige, der für seine Familie kocht, weil er nachmittags zu Hause ist und seine Frau oft Spätschicht hat.

Wie Dorit gesagt hat: Interesse ist DER entscheidende Faktor, wenn man kochen können oder es lernen möchte. Lernen tut man es nur, wenn man Interesse daran hat. Wer kein Interesse daran hat, lernt es nie!

LG
Hobbybäckerin
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Mitglied seit 23.06.2010
1.177 Beiträge (ø0,23/Tag)

Uih
So viel Text

Kurz zusammengefasst
Meine Eltern sind umgezogen, als ich so ca 12 war
Da musste ich kochen und es hat mir Spaß gemacht
Gerichte natürlich geprägt von Mutter und Oma

Während der Ausbildung und nur 2 Kochplatten...
Wenig Geld
Naja Tüten und Schwamm drüber

Nach der Hochzeit sich langsam abgenabelt von der heimischen Küche

Kinder und Job
Alles schnell schnell
Am Sonntag 2-3 essen vorgekocht

Später dann kochen als Genuss erlebt
Gäste bewirten
Auch während der Woche aus Resten was Neues kreieren

Die vielen Jahre jetzt kurz zusammen gefasst

Ich mag in der Küche stehen und immer mit fetziger Musik dazu
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Mitglied seit 21.01.2009
2.551 Beiträge (ø0,46/Tag)

Sehr spannend, eure Geschichten zu lesen!!!

Ich bin augewachsen mit einfacher Küche, die nichts kosten durfte, da wir kein Geld hatten...später von einer alleinerziehenden Mutter vorbereitet werden musste. Immer aber wurde Wert auf gemeinsames Essen und frische Produkte gelegt. Meine Lieblingsessen waren Polenta mit Rattatouille und Bergkäse, Milchreis mit Birne und Zimt, Pfannkuchen mit Apfelmus und ungesüsste Aprikosenwähe (Blechkuchen) mit Salat und Balsamucodressing...
Im Studium machte ich einen 80 Stunden Kochgrundkurs online und begann zu probieren. Meist ohne Geld improvisierte ich mit dem, was ich am Ende des Wochenmarkts geschenkt bekam. Rezeptbücher wurden zur regelmässigen Lektüre. Ich interessierte mich insbesondere für den Zusammenhang zwischen Kultur und Essen.
Später konnte uch mur auch eine Vielzahl exotischer Gewürze leisten und ich erweiterte meinen Horizont.
Seit ein paar Jahren koche ich für Events, Retreats, Lager...und leite den Kreativpart einer gehobenen Restaurantküche im Engadin...als kreativer Ausgleich zu meinem Hauptjob.
Persönlich esse ich weiterhin gern einfach. Gut gewürzt, aber ohne Schnickschnack.
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Mitglied seit 19.07.2015
1.667 Beiträge (ø0,52/Tag)

Ich bin Mitte der 70iger geboren, in Bayern. Das Essen in meiner Kindheit war grausig: viel zu viel Fleisch, schlechte Qualitäten, wenig frisch und alles schlampig. War daher ein sehr dünnes Kind und hoaglich. Meine Mutter kochte, durchaus gut und gern, daheim war das Essen immer gut. Meine Schwester wurde mit 15 Vegetarierin und das gab unserem Familienessen nochmal einen richtigen Schub. Als wir aufs Gymi gingen, fuhren wir mittags mit unserer Mutter heim. Dort dann natürlich alle Hunger, also kochten meine Schwester und ich immer mit, damits schneller geht. Und das haben wir dann irgendwann komplett übernommen mit der Mittagsküche, so dass unsere Mutter ziemlich bald chillen durfte, bis ihre Töchter sie zum Essen riefen. Manchmal kam mittags auch der Vater heim zum essen, immer mit einer "Stadtsemmel", also zb Eis für alle oder spezielle Kipferl etc.
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Mitglied seit 25.01.2014
12.054 Beiträge (ø3,2/Tag)

Hallo.

@babadook: du schreibst, das Essen in deiner Kindheit war grauslich, aber daheim war es gut.
Bist du denn nicht zu Hause groß geworden? Oder wie soll man das verstehen?

Musst du nicht beantworten, bin nur über den Widerspruch gestolpert.

Gruß
Dorit
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Mitglied seit 12.09.2016
7.512 Beiträge (ø2,68/Tag)

Bei uns war essen und kochen (können) immer wichtig, hab mir viel von Oma und Mutter abgeschaut / gelernt und auch erklärt bekommen. Es war, als kloana Bua schon, immer toll in die Küche zu kommen und meine Oma mit scheppernden Töpfen handierend an der Hex stehen zu sehen, auch das resolute öffnen und schließen der Ofentür beim Holz nachlegen klingt mir noch im Ohr, und dann noch der Geruch beim Kochen, der mangels Abzugshaube durchs ganze Haus zog, werde ich nie vergessen. Ebenso die Kocherei meiner Mutter, die (seinerzeits) auch für (Bauern-)Hochzeiten gekocht und Torten gebacken hat, und sehr genau wusste was sie macht - auch heute noch.
Eine kl Geschichte, lang vor meiner Zeit: Zu Kriegszeiten hatte mein Opa und mein Vater gewildert, derartig, dass der Jennerwein blass geworden wäre. Ich möchte nichts romantisieren, aber es wurde selbst in dieser Zeit, so wird erzählt. immer gut gekocht, mit Wildeinlage, Gemüse gabs aus dem eigenen Garten.
Das wirklich große Problem war damals eher, wohin mit den Vorräten, wo sie verstecken und wie kann der Geruch vom Selchen reduziert / verhindert werden...
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Mitglied seit 30.08.2015
12.312 Beiträge (ø3,86/Tag)

hallo
wo fängt Schnickschnack an...

Verwandschaftsmässig bin ich infiziert, Gastronomen, Köche, Konditoren.
Die Besuche bei Tante und Onkel, deren Nachkommen jetzt ein 5 Sterne Hotel mit einem besternten Restaurant betreiben, waren
wohl auch prägend.
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