Nachhaltigkeit mit Chefkoch

Alles bio in der Kiste

Majas nachhaltiger Einkauf

Maja nachhaltiger Einkauf
Ich möchte herausfinden, was das Modell einer Gemüsekiste so nachhaltig macht und wie auf diese Weise Ressourcen geschont werden. Wenn ihr auch wissen möchtet, auf welchen Prinzipien diese Vermarktung von regionalen Produkten basiert, begleitet mich nach Köln-Lövenich. Dort wird die Kiste gepackt, mit der ich beliefert werde.
 

Seit einiger Zeit werde ich einmal in der Woche mit Obst und Gemüse beliefert. Der Fahrer kennt den überdachten Platz am Haus, an dem er die Kiste einfach abstellen kann. So wird das Ganze bei Regen nicht nass, bei Sonne nicht welk und keiner muss zu Hause sein, um die Lieferung entgegen zu nehmen. Das ist total bequem und obendrein auch noch super nachhaltig. Klingt fast ein bisschen zu schön, um wahr zu sein, wo doch ein nachhaltiger Einkauf generell den Ruf hat, aufwendig zu sein. 

Außerdem wird die Kiste mit einem großen Auto ausgeliefert, was nicht gerade als umweltschonend bekannt ist. Wenn man aber bedenkt, dass sich rund 100 Haushalte in dem Ort, in dem ich wohne, ebenfalls für ein Abo dieser Gemüsekiste entschieden haben, spart das alleine bei den Benzinkosten einiges an Energie ein. Denn um an genau diese Bio-Ware heranzukommen, müssten wir alle eine längere Autofahrt machen. Und das ist nur ein Aspekt, wie wir mit einer Gemüsekisten Ressourcen schonen können.

(Foto: IDA GmbH – Frische frei Haus)

Mittlerweile gibt es vielerorts die Möglichkeit, mit einer solchen Gemüsekiste beliefert zu werden. Einige Anbieter haben sich auf die Rettung von schiefgewachsenem Obst und Gemüse spezialisiert. Der allgemeine Fokus liegt aber ganz klar auf der biologisch erzeugten Ware, die regional vermarktet wird. So ist es auch bei meiner Kiste, die um Köln herum ausgeliefert wird. Das bedeutet im Vergleich zu jedem Bio-Supermarkt kurze Transportwege, denn auch die Erzeuger, deren Waren in der Kiste zu finden sind, liegen mit ihren Höfen in der Umgebung. 

Obwohl man seine Bestellung jede Woche frei wählen kann, habe ich eine Kiste im Abo, die sich auf regionales Obst und Gemüse konzentriert und für zwei Personen ausreicht. Es gibt verschiedene Modelle mit verschiedenen Schwerpunkten. Alle Abos sind jederzeit kündbar und ich kann online den Warenkorb nach meinen Wünschen verändern. Manchmal lasse ich mich einfach überraschen und manchmal bestelle ich so fast meinen gesamten Wocheneinkauf. Alles kommt frei Haus und das Beste daran ist, dass ich mich auf die nachhaltige Qualität aller Produkte verlassen kann. Ohne mich langwierig mit den Bedingungen der Erzeugung, der Ernte oder dem Transport auseinanderzusetzen, denn die Arbeitsweise der Produzenten ist in allen Bereichen und von Anfang an vollkommen transparent

(Foto: IDA GmbH – Frische frei Haus)

Herr Dr. Dornbusch, der Geschäftsführer der IDA GmbH, die für die Vermarktung meine Kiste verantwortlich ist, erzählt mir, dass alles mit dem großen Erfolg der Bio-Supermärkte um die Jahrtausendwende begann. Das hätte wiederum ein Sterben der kleinen inhabergeführten Bioläden zur Folge gehabt. Die Bio-Kundschaft wanderte offensichtlich in die großen Läden ab, die wiederum an große Zulieferer gebunden sind. So musste es einen anderen Weg geben, regionale Bioware zu vermarkten. Das war die Geburtsstunde der Gemüsekisten, um den Handel zu umgehen. 

Bei der IDA entschloss man sich dazu, das Angebot relativ breit aufzustellen. Das stärkt den Verband der lokalen Produzenten. Dass die umliegenden Erzeuger ganze Arbeit leisten, wusste man schon von den hiesigen Öko-Märkten. So war es gar nicht schwer Verbündete zu finden, die als Gesellschafter in die IDA-Kiste einstiegen. Obst und Gemüse kommt damals wie heute vom Biohof Bursch, Molkereiprodukte vom Haus Bollheim und die Landmetzgerei Huth liefert Fleischerzeugnisse. Das alles gibt es mindestens in zertifizierter Bioqualität und vieles sogar in Demeterqualität. Außerdem werden auch regionale Backwaren, Eier, regionale Säfte und einige ausgesuchte vegane Ersatzprodukte angeboten.

Bei vielen Gemüsekisten ist es so, dass die Produzenten selbst entscheiden, was sie liefern wollen oder können und ob sie unter Umständen Ware zukaufen. Das passiert natürlich, wenn es um Produkte geht, die in der Region nicht wachsen und auch wenn die Saison gerade nichts hergibt. Das klingt erstmal kritisch. Da sich Bio-Produzenten aber ganz bewusst für diese aufwendige Art der Produktion entschieden haben, kann man davon ausgehen, dass sie wahre Nachhaltigkeitsexperten sind und genau schauen, was sie zukaufen. Hinzu kommt, dass sie mit ihrem Namen hinter der Ware stehen. Auf der anderen Seite sitzt aber auch kein verärgerter Kunde, wenn im Dezember keine Erdbeeren verfügbar sind. Beide Seiten wissen, worauf sie sich einlassen. 

Allein dieses Modell bedeutet schon eine nachhaltige Arbeitsweise, denn die Landwirte sind so in die Wertschöpfung der Vermarktung eingebunden und nicht bloß das letzte Glied in der Kette, ohne das geringste Mitspracherecht. Das ist bei vielen Gemüsekisten so. Die Produzenten gestalten den Verkauf ihrer Ware selbst und zwar zu ihren Bedingungen und im engen Kontakt mit dem Kunden. Natürlich soll dieser am Ende zufrieden sein, aber nicht um jeden Preis. Ein Produzent, der seine jeweilige Ressource nicht überstrapaziert, handelt nachhaltig und gibt das an die buntgemischte Kundschaft weiter. Die schlagenden Argumente für eine Gemüse-Kiste sehen sicherlich alle in der Sicherheit, hochwertige regionale Bio-Ware zu erhalten, in der absoluten Frische und in der Zeitersparnis. So geht es auch mir.