Nachhaltigkeit mit Chefkoch

Mit Foodsharing-Apps Essen vor dem Müll retten

Foodsharing

(Foto: belchonok / iStock)

Essen ganz einfach vor dem Müll retten und dabei noch Geld sparen – das versprechen Foodsharing Apps. Ich habe mir die größten Vertreter einmal genauer angesehen. 

Was ist Foodsharing? 

Foodsharing, also das Teilen von Essen, ist eine Praxis, die im Grunde nicht neu ist. Privatpersonen oder Unternehmen (wie Supermärkte) verschenken Essen, das ansonsten in die Tonne gewandert wäre – eine legale Alternative zum Containern, könnte man sagen. In Zeiten des Internets lässt sich das natürlich recht einfach umsetzen: Zahlreiche Apps setzen darauf, dass jede und jeder übriges Essen (ob fertige Mahlzeit oder einzelne Zutat) loswerden oder finden kann. 

Ich wollte wissen: Wie gut funktioniert das? Aus diesem Grund habe ich mir einige der beliebtesten Apps rund um Foodsharing heruntergeladen und ausprobiert. Diese möchte ich euch kurz vorstellen und euch meine Erfahrungen vermitteln. Wichtig zu wissen ist, dass die Angebote innerhalb einer App je nach Standort stark variieren können, da das Prinzip Foodsharing nur gut funktioniert, wenn sich genügen Menschen beteiligen. Ich habe sie mit Standort Bonn (Zentrum) getestet. Alle Apps sind selbstverständlich kostenlos. 

Lebensmittelverschendung in Deutschland

Jeder Deutsche wirft im Durchschnitt pro Jahr 55 kg Lebensmittel weg – etwa dieser Abfälle sind vermeidbar. (Quelle: BMEL-Ernährungsreport 2019/GfK)

Foodsharing Apps im Überblick

Too Good To Go

Der wohl bekannteste Vertreter unter den Foodsharing-Apps ist Too Good To Go. Hier können Supermärkte, Bäckereien, Restaurants, Hotels und ähnliche Unternehmen Pakete übrigen Essens zum Festpreis verkaufen. Im Idealfall findet ihr in der App dann beispielsweise für 3,50 € übrige Brötchen vom Bäcker um die Ecke. Ihr kauft und bezahlt diese innerhalb der App und könnt sie dann in einem festgelegten Zeitraum (meistens Abends kurz vor Ladenschluss) abholen. Was ihr genau bekommt, wisst ihr aber beim Kauf noch nicht, da es darauf ankommt, was am Abend noch übrig ist. 

Meine Erfahrung: Das Versprechen von Too Good To Go, Essen zum Schnäppchenpreis ergattern zu können und es dabei vor dem Müll zu retten, ist genial – aber nur für flexible Esser. In den allermeisten Fällen erfahrt ihr erst bei der Abholung, was ihr bekommt. Gleichzeitig habe ich festgestellt, dass es zumindest im Umkreis von 5 km vom Zentrum Bonns nur eine Handvoll Unternehmen gibt, die regelmäßig Angebote einstellen. Diese sind dann auch binnen Minuten vergriffen. 

foodsharing(.de)

Die deutsche Initiative gegen Lebensmittelverschwendung foodsharing setzt auf Lebensmittelrettung unter Nachbarn. Sie stellt sogenannte Fair-Teiler zur Verfügung, wo Essen gelagert und kostenlos abgeholt werden kann. Diese Verteiler gibt es mittlerweile in jeder größeren Stadt, nur sind nicht alle geöffnet (teilweise bedingt durch fehlende Freiwillige, die die regelmäßige Reinigung übernehmen). Darüber hinaus können Nutzerinnen und Nutzer auf der Plattform Essenskörbe anbieten, wobei es sich um beliebig viele zu verschenkende Lebensmittel handelt. 

Die Plattform bietet mittlerweile auch eine App an, jedoch noch in einem verhältnismäßig frühen Entwicklungsstadium. Die wichtigsten Funktionen wie die Karte, auf der ihr nahe Essenskörbe und Fair-Teiler finden könnt, funktionieren aber schon gut. 

Meine Erfahrung: In Bonn gibt es 8 Fair-Teiler, in denen in unregelmäßigen Abständen Essen zur Verfügung steht. Auf gut Glück zu einem dieser Fair-Teiler zu gehen, lohnt in der Regel nicht. Besser ist es, vorher einen Blick auf die Webseite (oder in die App) zu werfen, um Kommentare zum Fair-Teiler zu checken – hier steht in der Regel ein Hinweis, wenn etwas Neues abgelegt wurde. Darüber hinaus haben sich einige Whatsapp-Gruppen gegründet, in denen News zu den Fair-Teilern geteilt werden. 

Essenskörbe finden sich ebenfalls nur wenige – konkret zwei in einem Zeitraum von einer Woche – in ganz Bonn. Zum Vergleich: In Köln sind es sieben, in Berlin etwa vierzig. Es gibt also auch hier je nach Stadt unterschiedlich aktive Netzwerke, die sich dem Thema Lebensmittelrettung verschrieben haben. 

Olio

Bei Olio handelt es sich um eine App aus London, bei der der Rahmen ebenfalls etwas kleiner gesteckt ist. Hier geht es nämlich wie im letzten Beispiel um Foodsharing unter Nachbarn. Hier könnt ihr alles, vom angebrochenen Päkchen Sesam bis zu Teilen eurer alljährlichen Zucchini-Ernte zum Verschenken anbieten. Menschen in eurer Nähe können sich dann auf euer Angebot melden. Wichtig ist, dass hier alles wirklich nur verschenkt wird – der Verkauf ist vom App-Betreiber untersagt. 

Meine Erfahrung: Auch hier finde ich die Idee klasse, doch nutzen (in unserer Umgebung) zu wenige Menschen die Plattform, als dass sie wirklich einen Mehrwert bieten könnte. Die App zeigt transparent an, wie viele Nachbarn (Menschen in einem Radius von 2 km) sich registriert haben – in unserem Fall 89. Insgesamt sind lediglich fünf Lebensmittel verschenkt worden und auch auf unsere Test-Inserate haben wir im Zeitraum von einer Woche keine Anfragen bekommen. Vielleicht gibt es aber in eurer Umgebung eine aktive Community – ein Blick lohnt sich. 

nebenan(.de)

»Nebenan« ist eine Nachbarschafts-Plattform, auf die ihr über euren Browser oder die entsprechende App zugreifen könnt. Bei der Plattform handelt es sich zwar nicht in erster Linie um eine Foodsharing-Plattform, es ist aber durchaus möglich, hier auch Lebensmittel zum Verschenken anzubieten. 

Meine Erfahrung: Ich nutze »Nebenan« sporadisch, weil es hier tatsächlich eine verhältnismäßig großes Netzwerk gibt (laut Statistik innerhalb der App gibt es 3378 aktive Nachbarn in meiner Umgebung). Foodsharing-Beiträge habe ich eher selten gesehen, aber es gibt sie. Ich habe in der letzten Woche Testweise ein paar Lebensmittel wie eingekochte Rote Bete angeboten, für die sich dann auch Nachbarn interessiert haben. 

Lokale Foodsharing-Initiativen

Ihr seht: Die Ideen hinter allen vorgestellten Apps sind wirklich gut. Nur leider gibt es bislang zu wenige Menschen und Unternehmen, die sich beteiligen, um das volle Potential der Apps zu nutzen. Wir möchten euch motivieren, sie dennoch herunterzuladen, auszuprobieren und weiterzuempfehlen. Die Anmeldung ist ohnehin kostenlos, sodass ihr nichts zu verlieren habt. Wir werden jedenfalls dranbleiben und hoffen, bald mit vielen von euch Lebensmittel hin- und herzuschenken und so vor dem Weg in die Tonne zu schützen.

Zu guter Letzt möchten wir euch darauf hinweisen, dass es inbesondere in größeren Städten häufig lokale Initiativen gibt, die sich gegen Lebensmittelverschwendung einsetzen. Hier lohnt sich eine kurze Suche über gängige Suchmaschinen im Internet, um fündig zu werden. Womöglich findet ihr dort ein aktives Netzwerk, dem ihr euch anschließen könnt.