Projekttage Essen der 80er

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Mitglied seit 18.11.2006
2.015 Beiträge (ø0,31/Tag)

Mein Mutter hat damals gern ein Gericht gemacht, dass sie nur "Chinesisch" nannte. Das war Anfang der 80er super exotisch und sie hat es nie gemacht, wenn wir Besuch hatten, weil viele Bekannte und Verwandte sowas nicht gegessen hätten. Soweit ich mich erinnere war es gebratener Reis mit Sojasprossen und Bambussprossen aus der Dose, gewürzt mit China-Gewürz von Fuchs. Kann sein, dass auch noch Hähnchen drin war, das weiß ich nicht mehr genau.
Ausserdem hat sie oft eine eigene Version von Spaghetti Bolognese gekocht (mit gebratenem Hack und Dosentomaten, Gewürzt mit Salz, Pfeffer und Paprika - keine Kräuter weit und breit) und ich erinnere mich im Winter oft an Eintopf, vor allem Linsen.
Fischstäbchen waren sehr beliebt, oder auch mal Brathähnchen und hoch im Kurs standen Pfannkuchen oder Apfelstrudel (tiefgefroren mit Blätterteig).
Meine Mutter war aber nie eine wirklich begeisterte Köchin, kann also sein, dass die wirklichen Mode-Gerichte der 80er an mir vorbei gegange sind.
Essen gehen bedeutete damals meistens zum Italiener oder zum Jugoslawen, manchmal auch zum Griechen und Mitte oder Ende der 80er hat dann tatsächlich das erste China-Restaurant bei uns aufgemacht.
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Mitglied seit 22.11.2010
404 Beiträge (ø0,08/Tag)

Meine Mama und ihre Freundinnen haben in den 80ern die Vollwertküche entdeckt... Passend zur Umweltbewegung. Weißes Mehl und Zucker waren tabu, stattdessen erinnere ich mich an Vollkornbrot, Vollkornspaghetti, Vollkornpfannkuchen, Flaschenvollmilch etc. Gibt ganze Kochbücher dazu, wenn man inspiration braucht. Kommt vielleicht bei Schülern nicht so gut an, aber gesund ist es!
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Mitglied seit 14.09.2003
1.406 Beiträge (ø0,19/Tag)

Die Hausmannskost war auch nicht anders wie heute.

Fertigkost war kaum genießbar und nicht in der Auswahl wie heuté erhältlich.

Vom Fleisch gab es noch jedes Stück "from noise to tail", Hähnchen bestanden nicht nur aus Brust und Keulen.

Essen gingen wir zu Italienern und Jugoslawen, später kamen die Griechen dazu.

Ich habe zu jener Zeit meinen Polterabend gefeiert. Kartoffelsalat, Semmeln und Brot, Fleischpflanzerl, kalte Schnitzel und Hühnchenhaxerl waren völlig ausreichend.
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Mitglied seit 18.01.2019
11.779 Beiträge (ø6/Tag)

Tiefkuhlpizzen waren seit den 70er auf den markt aber wircklich gross in den 80er. Der Döner eroberte den Markt und würde groß. Miracoli Spaghetti
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Mitglied seit 14.09.2003
1.406 Beiträge (ø0,19/Tag)

Eda123 hat vollkommen recht. Vollkorn und speziell der Frischkornbrei wäre typisch für die 80ger.
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Mitglied seit 21.05.2022
1.375 Beiträge (ø1,85/Tag)

Ich habe die 80er (zumindest die späten) als Zeit der fetten Eintöpfe oder Aufläufe in Erinnerung.
Überall wurde Sahne oder Creme fraiche reingekippt, oder es wurde mit Sahnesoßen überschüttet und/oder mit Käse überbacken.

Schönes Beispiel, wurde oben schon genannt, ist der
- Pfundstopf.
- Eintöpfe mit Ketchup (in seinen Varianten) oder Erbsen+Möhren aus der Dose
- Pizzasuppe
- Gyrossuppe
- "Schlemmertopf"
- Nudelauflauf (nicht zu verwechseln mit Lasagne)
- Quiche Lorraine
- Chili con carne
- Lende in Sahnesoße
- Hähnchen in Zwiebel-Sahne-Soße
- kalte Platten mit Schnitzel, Hackbällchen, Hähnchenschenkel
- Italienischer Salat, Schichtsalat
- Hamburger, Cheeseburger
- Amerikanische Pizza
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Mitglied seit 27.10.2008
11.436 Beiträge (ø2,01/Tag)

> Ich habe die 80er (zumindest die späten) als Zeit der fetten Eintöpfe oder Aufläufe in Erinnerung.
Überall wurde Sahne oder Creme fraiche reingekippt, oder es wurde mit Sahnesoßen überschüttet und/oder mit Käse überbacken. <

Dann hat sich ja eigentlich seit den 1980ern kaum was geändert, wenn man hier in der Rezeptdatenbank blättert und sich die Rezepte anschaut... 😂
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Mitglied seit 16.12.2003
58.693 Beiträge (ø7,85/Tag)

Auch ich kann bestätigen, was Edda schreibt - ich habe die aufkommende Vollwertbewegung der 80er sehr aktiv miterlebt - und lebe in Teilen heute noch danach.

Diesem og Klischee "Latzhose" kann ich nicht zustimmen - gerade in meinem Bekanntenkreis (urbane Singles, gerade auf die berufliche Karriereleiter aufgestiegen, sehr ehrgeizig) war es voll im Trend, am Morgen in der Büroküche gemeinsam seinen Frischkornbrei mit frisch geschnibbeltem Apfel zu löffeln, und dabei zuckerarme Vollkornbackrezepte auszutauschen. Einige mutige männliche Kollegen schlossen sich uns auch an. Es wurde wichtig, in der Firma zu zeigen, dass man auch auf seinen Körper achtete. Zumindest in den großen, internationalen Konzernen.

Unsere Kantine führte Ende der 80er sogar einen vegetarischen Vollwerttag ein - mit damals noch sehr provozierenden Gerichten wie vegetarischem Linseneintopf oder Chili. Obwohl auf Wunsch eine Wurst dazu gab, wurde gewettert und polemisiert - auch das hat sich noch nicht wirklich geändert.

An Sahnewellen kann ich mich nicht erinnern, solche Eindrücke hängen ja sehr am jeweiligen Umfeld, auch die Gastronomie. Meine Mutter kochte schon immer anders, und ich selbst auch.

Ich erinnere mich, dass wir im Freundeskreis zunehmend versuchten "chinesisch" nachzukochen - mit Ananas und einem Gewürz aus dem Supermarkt, auf dem "chinesisch" stand. Wir gingen nicht mehr zum Griechen essen, sondern lieber "asiatisch". "Der Italiener" war zumindest für uns weg vom purer Pizzabäcker Richtung "Edelitaliener" aufgestiegen...

Das massive Aufkommen der Fixtüten kann ich zeitlich nicht mehr sicher einordnen - aber ich meine, dass die Welle in den 80ern einsetzte...

Miracoli dagegen ist 70er...
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Mitglied seit 12.01.2005
5.234 Beiträge (ø0,74/Tag)

Hallo,
wie Erzett schon empfohlen hat, würde ich alte Kochzeitschriften ansehen, insb. Essen & Trinken.
E&T hatte vor kurzem Jubiläum, zu dem Anlass gab's in den Heften Rückblicke, online finden sich Fotostrecken u.a. zu Cover und einzelnen Seiten alter Ausgaben und besonders beliebter Rezepte (muss man sich halt in die 80er durchklicken jeweils).

Ich find's sehr amüsant, da durchzuklicken – und gegen Makkaroniauflauf, Canapés und Tartelettes bzw. Tartes, Pasteten, Terrinen und Mousses, in jeglicher Form oder gefüllte Crepe-Röllchen hätte ich auch heute nichts einzuwenden.
Neuzugänge am Speiseplan der 80er scheinen demnach auch Avocados und Tofu (und Olivenöl Na!) gewesen zu sein.
Vielleicht ist was dabei, was sich umsetzen lässt für euch (gerade Tartes, Pasteten, Terrinen fürs Pikante und Mousse fürs Süße könnte sich evt. eignen?)

LG eorann
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Mitglied seit 27.10.2008
11.436 Beiträge (ø2,01/Tag)

Ich hab ja die erste Hälfte der 80er als Teenager erlebt und war in der zweiten Hälfte der 80er dann Abiturient, Wehrdienstleistender, Jungstudent und Twen... Mit der Hobby-Kocherei dürfte ich so im Alter von 14 oder 15 angefangen haben, so dass ich mich einigermaßen kompetent fühle, was das Thema hier betrifft... 😁

Und ja, der soziale Background und die Herkunfts-Region haben ganz gewiss einen Einfluss darauf, wie man so eine Dekade kulinarisch erlebt hat. Gewiss wurde in einer Arbeiterfamilie im Ruhrpott anders aufgetischt als in einer Akademikerfamilie in München...

Zurückblickend würde ich mal folgende kulinarische Trends und Hauptthemen der 80er nennen wollen:
- Zunehmende Internationalisierung der Esskultur in Deutschland
- Vollwertküche, Reformhauskost und Bio-Produkte werden langsam ein Thema. Das Zeug ist aber noch sauteuer, sieht scheiße aus und schmeckt auch so und wird in erster Linie von Alternativen, Ökos und linken OberstudienrätInnen konsumiert
- Die Fastfood-Welle rollt - besonders die jungen Leute rennen zu McDonald's oder schieben sich 'nen Döner rein
- Foodies (die hat man damals aber noch nicht so genannt) und Yuppies sind aber auch zunehmend bereit, für Qualität Geld zu investieren - die einen aus Interesse, Neigung und Spaß an der Sache, die anderen eher aus Status-Gründen. Dies war sicher auch der Nährboden für die damalige erste "Italo-Edelfresswelle" in Deutschland. Viele wollten plötzlich "authentisch-italienisch" essen und kochen, "Expresso"😁, Ruccola, Balsamico-Essig und Parma Schinken waren in aller Munde und der Parmesan kam nicht mehr als sägemehlartiges Pulver aus dem Tütchen, sondern wurde erstmalig am Stück zum Selberreiben gekauft. Und als Dessert was Tiramisu supertrendy - mit Löffelbiskuits...

VG, turbot
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Mitglied seit 16.12.2003
58.693 Beiträge (ø7,85/Tag)

"Vollwertküche, Reformhauskost und Bio-Produkte werden langsam ein Thema. Das Zeug ist aber noch sauteuer, sieht scheiße aus und schmeckt auch so und wird in erster Linie von Alternativen, Ökos und linken OberstudienrätInnen konsumiert"

darf ich mal kurz dran erinnern, dass wir hier für ein Schulprojekt schreiben, und, was persönliche Wertungen & Vorurteile betrifft, vielleicht den Ball flach halten sollten.????

Wie Vollwertkost schmeckt - liegt früher wie heute vor allem daran, wie sie zubereitet wird. Und auch daran, was man so mag. Dass das mit deiner Einschätzung "links, Ökos" deine private Optik ist, die in Teilen sicher hinhaut, aber ganz sicher nicht ausschließlich - habe ich ja gerade versucht, dazulegen - Jungmanager gehören da eher nicht rein.

Die Bewertung der Trends sollte man wirklich den Schülern überlassen...
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Mitglied seit 22.10.2020
8.374 Beiträge (ø6,34/Tag)

Ich hoffe ja, der Lehrer meldet sich noch mal, und *läßt* nicht nur arbeiten...😉
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Mitglied seit 27.10.2008
11.436 Beiträge (ø2,01/Tag)

Und ungefähr so sah die typische kulinarische Gestaltung einer WG-Fete im studentischen Umfeld in den späten 1980ern aus...

- Es gab mit ca. 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit Chili con carne, welches mit hoher Wahrscheinlichkeit unter Zuhilfenahme eines Tütchenproduktes zubereitet wurde... (Maggi war meiner Erinnerung nach fixer als Knorr mit dem Chili-Fix auf dem Markt). Oft standen 2 Töpfe davon auf dem Herd: Ein großer, moderart scharf gewürzter und ein kleiner, sauscharf nachgewürzter für die ganz Harten...
- Wenn's mal kein Chili gab, gab es selbstgemachte Pizza vom Blech oder (seltener noch) eine "Pasta-Party"
- Zum Nachtisch gab's entweder selbstgemachtes Tiramisu, oder aber (öfter noch) selbstgemachte Mousse au chocolat. Derartige Desserts wurden auch gerne zur Party mitgebracht
- Auch sehr beliebt auf solchen Partys: Klassischer Nudelsalat (ein Relikt aus früheren Dekaden) oder eine große Platte Caprese, unauthentisch besprenkelt oder besser noch ersäuft mit Billig-Balsamico....
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Mitglied seit 12.01.2005
5.234 Beiträge (ø0,74/Tag)

Zitat von turbot am 21.01.2024 um 11:32 Uhr

„... oder eine große Platte Caprese, unauthentisch besprenkelt oder besser noch ersäuft mit Billig-Balsamico....“



Da siehst einmal, wie vorbildlich E&T auch hier war, das Cover der Ausgabe 05/1980 kommt ganz ohne Balsamico aus... 😊
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Mitglied seit 16.12.2003
58.693 Beiträge (ø7,85/Tag)

☺☺

Leider kann man die alten BRIGITTE-Hefte online nicht mehr einsehen - etwas andere Zielgruppe als E&T, aber auch noch viel gelesen, in den 80ern.

Aber vielleicht bringt da eine Umfrage bei den Omas der Schüler was - früher sammelte man Rezepte noch mehr als heute schön eingeklebt in Ordnern...
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